Montagsdemonstration Leipzig Einheit
Montagsdemonstration in Leipzig vom 23. Oktober 1989. Foto: on Bundesarchiv, Bild 183-1989-1023-022 / Friedrich Gahlbeck / CC-BY-SA 3.0.

34 Jahre Einheit – Ein kurzes Resümée

Damals waren wir begeistert für die deutsche Einheit – keine Frage.

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Unterstellt werden oft materielle Motive. Aus meinem Umfeld kann ich klar sagen: Nationale Begeisterung war der Grund. Die Angleichung der Lebensverhältnisse erwarteten wir nicht so schnell.

Wir unterlagen zwei Irrtümern:

1. Begeisterung und Interesse seien auf der anderen Seite genauso groß.

2. Die westdeutsche Regierung wisse jetzt genau, was gut für uns ist – und setze das natürlich um.

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1. Die Begeisterung drüben betraf überwiegend die Alten, die noch das ganze Deutschland kannten, und darüber hinaus wenige Enthusiasten; ebenso natürlich das Interesse. Jetzt zahlen die Menschen im Westen dafür: Weil sie sich für die DDR nicht interessierten, werden sie jetzt selber eine.

2. Die Kohl-Regierung hatte keinen Plan, sondern vermutlich nur Anweisungen aus Übersee. Und in der Euphorie war uns das egal. Leider muß man gestehen: Lafontaine (damals SPD) lag viel näher an der Realität mit seinen Plänen einer Föderation der beiden Staaten. Erst die wirtschaftliche Angleichung, dann die Einheit. Warum haben wir nicht auf ihn gehört? Im Einheits-Taumel waren wir wie frisch Verliebte. Da heiraten viele Hals über Kopf, hören nicht auf warnende Stimmen – und bereuen es bald.

Zwei schmerzhafte Morde

Zwei Männer, die einen Plan hatten, Größen der alten nationalbewussten und hochgebildeten Elite, schaffte man aus dem Weg: Rohwedder und Herrhausen. Ob da nun CIA oder Mossad dahintersteckte oder sonst noch wer – wir werden es wohl nie erfahren. Die beiden Herren hätten aus dem großsächsischen Gebiet wieder das industrielle Herz Europas gemacht. Wissen und Position hatten sie dafür. Diese Vorstellungen schmeckte einigen nicht.

Herrhausen
Alfred Herrhausen im Jahr 1985. Foto: Von Wolf P. Prange – Historisches Institut der Deutschen Bank, Frankfurt am Main, CC BY-SA 4.0,

Und so stieg Großsachsen (also die südliche Hälfte der DDR) als damals noch zehntstärkste (!) Volkswirtschaft der Welt zum Entwicklungsland ab. Unsere Arbeitselite verließ in Scharen das Land und stärkte fortan die westdeutsche Konkurrenz unserer sterbenden Betriebe. Dafür kam die ditte Reihe von drüben und besetzte die Leitungspositionen. Oft nicht zum Guten.

Was lernen wir daraus? Wir dürfen nicht denen nachlaufen, die ein müheloses „Alles wird gut” versprechen. Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht naß, funktioniert nicht. Mehr Sicherheit, mehr Freiheit, mehr wirtschaftliche Stärke oder auch nur die Erhaltung von all dem müssen wir uns hart erarbeiten. Wer es billig verspricht, lügt.

Und wenn wir nun erkennen, dass der damalige Weg falsch, ja fatal war – so müssen wir auch konsequent genug sein, ihn umzukehren.

■ Martin Kohlmann

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