Kritik von Thor Kunkel: Die AfD ist uncool

Deutschland fehlt eine nietzeanische Rechte wie in den USA.

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Der Autor und PR-Fachmann Thor Kunkel hat heftig mit dem zurückliegenden AfD-Wahlkampf abgerechnet. Das mag auf den ersten Blick erstaunlich oder sogar anmaßend wirken, denn immerhin hat die AfD am vergangenen Sonntag erstmals deutschlandweit über 20 Prozent der Stimmen geholt und mehr als zehn Millionen Wähler von sich überzeugt. Einmal mehr hat sie die stärksten Zuwächse aller Parteien vorzuweisen. Gibt es da überhaupt eine Berechtigung für Kritik?

Ja, denn die Bundestagswahl am vergangenen Sonntag brachte für das patriotische Lager auch eine ganz bittere Pille und hochgefährliche Entwicklung. Bei den 18- bis 24-jährigen wurde die LINKE mit 25 Prozent laut dem Institut Infratest Dimap klar stärkste Kraft, die AfD landete hier mit 21 Prozent nur auf dem zweiten Platz.

Der LINKE Jungwählerschock

Das gute Jungwählerergebnis der Linken darf im patriotischen Spektrum niemanden kalt lassen, sonst kann es nach dem Aufschwung der letzten zehn Jahre leider auch schnell wieder abwärts gehen! Besorgniserregend auch, dass die AfD von den LINKEN bei den Jungwählern überrundet wurde, obwohl die patriotische Partei bei dieser Wahl die Unterstützung des Tech-Magnaten Elon Musk genoss und sich auf X (vormals Twitter) über eine wohl über einen besseren Algorithmus hergestellte deutlich erweiterte Reichweite freuen durfte. Bei der Europawahl 2024 hatte die LINKE laut Infratest Dimap nur 6 Prozent der Jungwählerstimmen erhalten, was aber auch damals schon deutlich über ihrem Gesamtergebnis von 2,7 Prozent lag.

Der Buchautor Thor Kunkel („Das Schwarzlicht-Terrarium“, „Endstufe“), der die AfD-Wahlkampagne 2017 maßgeblich mitgestaltete, schrieb nun auf seinem Facebook-Profil zum Wahlergebnis der AfD in Deutschland sowie zum konservativen CPAC-Kongress in den USA:

„So sehen heutzutage konservative Kongresse in den Staaten aus. Das ist kein Witz, da geht es zu wie bei einem Popkonzert. Kein Wunder, dass die jungen Amerikaner Elon Musk feiern. In irgendeinem deutschen Schmierblatt stand kürzlich „Musk lässt die AfD cool aussehen“. Stimmt, genau das ist der Punkt. Der Wahlkampf der AfD war dagegen nicht nur ineffektiv, sondern auch mal wieder Sauerbier, dröge Hausmannskost – der peinliche Versuch seriös zu wirken. „Zeit für unsere Kultur“, „Zeit für ein Land, das Heimat bleibt“ ( Häh? Ist das überhaupt Deutsch?), „Zeit für sichere Grenzen“ – was für ein biederer, nichtssagender Quark! Kann man etwas derartig Wichtiges noch langweiliger formulieren? Alles an diesen Plakaten aus dem Tannenwald ist krankhaft bemüht – nämlich so zu klingen die CDU Anfang der 1980er Jahre.

Bei wem soll diese Ansprache verfangen? Konnte sich irgendjemand diese 3 Plakat-Headlines merken? – Glaube nicht. Die jüngeren Deutschen – ebenfalls ein nicht zu verachtendes Wählerkontingent – sind so nicht zu erreichen. Die haben mehrheitlich leider die Linken gewählt, weil die sich mit Comic-Figuren wie Rakette Rukola schmücken und die Rettung der Welt durch bunte Vielfalt als grösstes Abenteuer der Menschheit ( gleich hinter „Schwarzbumsen“ natürlich) verkaufen. Die Linken haben tatsächlich von den Grünen gelernt und wir haben nun eine zweite Medienpartei im Bundestag. Und die SED-Nachfolger werden schon bei nächster Gelegenheit mit der grünen Pest koalieren, dann gute Nacht!

Die AfD dagegen wirkt – sorry – „früh vergreist“. All die Anzugsträger, die Landjunker, die letzten versprengten Yuppies so wie Möchtegern-Sigma Male Maxe Krah, wer hört so jemandem zu, der optisch offenbar aus der Zeit gefallen ist und vorgibt was Besseres zu sein, während er einen Stall Kinder mit zig verschiedenen Frauen hat? Krah müsste mit Goldkette und Trainingsanzug mitten in seinem germanischen Harem auf die Bühne kommen und einfach mal so komplett „asso“ quatschen wie er in der EU-Fraktion rumgepflaumt hat. Das wäre der Bringer. Fazit: Dass das Ergebnis nicht besser geworden ist, liegt AUCH an der verstaubten Selbstinszenierung der Partei. Ein frischer, zeitgemässer Wahlkampf hätte vielleicht die 23- 25 Prozent gebracht, die mir fehlen. Leider begreifen die Partei-Granden – vor allem die aus dem Osten – noch immer nicht, dass es beim Wahlkampf nicht um Nettigkeit geht, sondern nur um die Endziffern. Ich will es noch deutlicher sagen: Hätte die AfD nach dem Tweet von Elon Musk jegliche Wahlwerbung eingestellt, wäre das Endergebnis nicht anders geworden.“

Die nietzeanische Rechte Amerikas

Harte Worte von Kunkel, die zunächst mal wohl einen Abwehrreflex auslösen dürften. Auch ist der frischgebackene Bundestagsabgeordnete Maximilian Krah auch genau der falsche Adressat, weil der im vergangenen Jahr im Video-Talk bei „Jung & Naiv“ den absoluten Goldstandard in Sachen Jugendansprache gesetzt hat und über seinen früheren Mitarbeiter Erik Ahrens im vergangenen Jahr zur Europawahl einen TikTok-Wahlkampf geführt hat, der massenhaft Jungwählerstimmen gebracht hat.

Andere Kritikpunkte von Kunkel sind deutlich schwerer zu widerlegen. Sind die Parolen auf den AfD-Plakaten nicht wirklich seit einem halben Jahrzehnt austauschbar? Tritt die deutsche bzw. europäische Rechte nicht immer wieder viel zu bieder auf? In diesem Punkt ist die US-Rechte tatsächlich weit voraus. Donald Trump siegte, weil er witzig, frech, ätzend und frivol war. In den USA hat sich um Trump und Musk und in Argentinien um Milei eine nietzeanische Rechte gebildet, die ganz selbstbewusst neue Wertetafeln abseits des Wokeismus geschaffen und selbstbewusst in die Höhe gereckt hat. Hier wird das Alte lustvoll zertrümmert. Wo bleiben die Tabubrecher auf der deutschen Rechten?

■ Arne Schimmer

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