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Das am 31. Juli 1945 begangene Massaker von Aussig markiert eines der grausamsten Kapitel der Vertreibung der Deutschen aus den Ostgebieten sowie aus Osteuropa. Nach der Kapitulation Deutschlands im Mai 1945 befand sich die Tschechoslowakei in einem fragilen Schwebezustand. Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht klar, dass das Land einmal dem sowjetischen Machtblock einverleibt werden würde, dies geschah erst im Zuge des kommunistischen Umsturzes im Februar 1948. Klar war aber, dass Präsident Edvard Beneš ein fanatischer Deutschenhasser und treuer Gefolgsmann Josef Stalins war, der die vollständige Vertreibung der Sudetendeutschen als oberstes Staatsziel verfolgte.
Schon in seiner ersten Amtszeit als tschechoslowakischer Ministerpräsident, die noch vor dem Beginn des Zweiten Weltkriegs lag, hatte Beneš Adolf Hitler am 15. September 1938 im Zuge einer Geheiminitiative 6.000 Quadratkilometer des Territoriums des von ihm geführten Staates angeboten, wenn dieser im Gegenzug dafür 1,5 bis 2 Millionen Sudetendeutsche durch einen „Bevölkerungstransfer“ aufnehmen könnte. Hitler ließ diese Offerte damals unbeantwortet. Sie zeigt aber, dass die Vertreibung der Deutschen schon vor dem Zweiten Weltkrieg ein politisches Ziel dieses tschechischen Politikers darstellte.
Erst entrechtet, dann ermordet: Die Sudetendeutschen
Die Vertreibung der Sudetendeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg wurde durch die Beneš-Dekrete legitimiert, mit der die Sudetendeutschen komplett entrechtet und ihre Vertreibung ermöglicht wurde. Auf Druck der britischen Regierung hatte Beneš am 16. Juli 1945 ungesetzliche Gewalt gegen Deutsche zwar auf dem Papier gestoppt. Das alles war aber nur ein Täuschungsmanöver, die unglaublich brutale Vertreibung der Sudetendeutschen ging dessen ungeachtet weiter. Das fürchterlichste Beispiel dafür war das Massaker von Aussig.
Am Nachmittag des 31. Juli 1945, um 15:33 Uhr, explodierte ein Munitionsdepot in der ehemaligen Zuckerfabrik im Stadtteil Schönpriesen. Die Explosion tötete 27 Menschen, darunter 7 Tschechen, und verletzte Dutzende weitere Personen. Die Detonationen dauerten bis 20:00 Uhr, und die Ursache bleibt unklar. Schnell verbreiteten sich Gerüchte, die NS-Untergrundorganisation „Werwolf“ habe die Explosion herbeigeführt, was natürlich blühender Unsinn war. In der Vertreibungshölle des Sommers 1945 existierten selbstverständlich keine „Werwolf“-Einheiten mehr.

Unmittelbar nach der Explosion begannen tschechische Milizionäre, Soldaten und Zivilisten, Deutsche anzugreifen. Besonders die Edvard-Beneš-Brücke über die Elbe wurde zum Schauplatz grausamer Gewalttaten. Deutsche, durch weiße Armbinden kenntlich gemacht, wurden von der Brücke in den Fluss gestoßen, erschossen oder erschlagen. Berichte erwähnen spezifische Fälle, wie Georg Schörghuber, der in die Elbe geworfen und beim Schwimmen beschossen wurde, sowie eine Frau mit Baby und Kinderwagen, die ebenfalls ins Wasser gestoßen und beschossen wurden.
„Nicht ein Deutscher auf tschechischem Gebiet!“
Die Gewalt erstreckte sich auch auf andere Orte, wie den Bahnhof, wo 12 Menschen getötet wurden, und den Stadtteil Schreckenstein, wo am nächsten Tag 17 fehlende Mitarbeiter der Georg Schicht-Fabrik gemeldet wurden.Die Gewalt begann um 16:10 Uhr und dauerte etwa zwei Stunden, bis ein Ausnahmezustand und eine Ausgangssperre um 18:25 Uhr verhängt wurden. Beteiligt waren Mitglieder der KPČ (Kommunistische Partei der Tschechoslowakei), sowjetische Soldaten und eine Gruppe von Tschechen, die am selben Tag mit einem Zug aus Prag ankamen.

Die tschechoslowakische Polizei sah dem Massaker ungerührt zu. In tschechischen Zeitungen hieß es nach dem vermeintllichen „Werwolf“-Anschlag:
„Aussig ruft und gebietet: Nicht ein Deutscher auf tschechischem Gebiet!“
Bis heute gibt es Kontroversen über die Opferzahl des Massakers. Die Sudetendeutsche Landsmannschaft ging lange Zeit von einer vierstelligen Opferzahl aus. In seinem 2001 veröffentlichten Buch „Die große Flucht“ schreibt der Historiker Guido Knopp:
„Die Brücke wurde für mindestens 200 Deutsche zur Todesfalle.“
Einige tschechische Historiker nennen noch niedrigere Opferzahlen. Bedrückend ist in jedem Fall, dass die Aussiger Elbbrücke bis heute nach Edvard Beneš benannt ist.
■ Arne Schimmer
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