Jean-Marie Le Pen im Präsidentschaftswahlkampf 2007. Foto: Von Manuel - fn01, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2079821

„Die ihr Vaterland lieben, sind Brüder“: Zum Tod von Jean-Marie Le Pen

Das französische Vorbild inspirierte die Patrioten Europas.

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Der am gestrigen Dienstag in Garches bei Paris verstorbene Jean-Marie Le Pen war eine der prominentesten Figuren der französischen Politik im 20. und frühen 21. Jahrhundert und hat unbestritten eine bedeutende Spur in der politischen Landschaft seines Landes hinterlassen. Als Gründer und langjähriger Vorsitzender der Partei Front National (heute Rassemblement National) prägte er nicht nur die politische Debatte in Frankreich, sondern wurde auch zu einer Schlüsselfigur, die nationale und internationale Aufmerksamkeit auf sich zog.

Vor allem zählte Le Pen zu den bedeutenden Modernisierern der europäischen Rechten. Der Durchbruch in der ersten Hälfte der 80-er Jahre gelang ihm genau in dem Moment, als der Front National massenweise die Stimmen von Arbeitern und ehemaligen Wählern der Kommunisten und Sozialisten erhielt.

Bretonischer Sturkopf

Jean-Marie Le Pen wurde am 20. Juni 1928 in Trinité-sur-Mer, einer kleinen Gemeinde in der Bretagne, geboren. Seine Herkunft aus einfachen Verhältnissen prägte seine Weltanschauung und sein Engagement für die Bewahrung traditioneller Werte. Er war gesegnet mit einem „tête de Breton“, einem bretonischen Sturkopf. Im Juni 1942 starb sein Vater, als dessen Fischerboot auf eine deutsche Treibmine auffuhr. Der blutjunge Jean-Marie Le Pen soll damals mit der französischen Widerstandsbewegung Résistance sympathisiert haben und machte Botengänge für die bretonische Widerstandsbewegung Maquis von Saint Marcel.

Nach dem Besuch einer bretonischen Jesuitenschule in Vannes – Le Pen verstand sich lebenslang als gläubiger Katholik – studierte er ab 1947 Rechts- und Politikwissenschaften in Paris. 1953 trat Le Pen den französischen Fallschirmjägern bei und wechselte bald zu den Fallschirmjägern der Fremdenlegion. Hier dienten in den 50-er Jahren noch viele Deutsche und auch viele ehemalige Soldaten der Waffen-SS (so bezeichnete Peter Scholl-Latour die Schlacht um Dien Bien Phu im Indochinakrieg als „letzte Schlacht der Waffen-SS“). Vermutlich eignete sich Le Pen in dieser Zeit sein großes Arsenal an deutschen Soldatenliedern wie das Westerwaldlied, das Argonnerwaldlied und „Lili Marleen“ an. Auch soll er, wie Franz Schönhuber berichtete, gerne „Markische Heide, märkischer Sand“ geschmettert haben.

Soldat in Algerien

1956 zog Le Pen für die konservativ-patriotische „Union zur Verteidigung der Händler und Handwerker“ des Pierre Poujade als damals jüngster Abgeordneter in die französische Nationalversammlung ein. Er unterbrach seine Abgeordnetentätigkeit – was wohl fast einmalig sein dürfte – um als Freiwilliger am Algerienkrieg teilzunehmen. Er erhielt in Algier eine Tapferkeitsmedaille aus der Hand des Fallschirmjäger-Generals Jacques Massu.

Nach einem halben Jahr kehrte Le Pen zurück nach Frankreich. Hier soll er sich auf politischer Ebene weiter gegen die Selbstständigkeit Algeriens, aber auch gegen einen damals in rechten politischen Kreisen ins Auge gefassten Militärputsch gegen die französische Regierung ausgesprochen haben.

1972 gründete er den Front National (FN), eine Partei, die sich der Verteidigung französischer Traditionen und der Begrenzung der Migration verschrieb. Der Front National übernahm das Flammenlogo des italienischen MSI, allerdings getaucht in die französischen Nationalfarben Blau-Weiß-Rot. Lange blieb die Partei im Spektrum der „Sonstigen“ verankert. Simone Veil, die spätere Präsidentin des Europäischen Parlaments, rief Le Pen im Europawahlkampf 1979 zu, er werde nie mehr als ein Prozent der Stimmen holen.

Womit sie kräftig daneben lag. In der ersten Hälfte der 80-er Jahre konnte der Front National spektakuläre Erfolge erzielen, die ihm niemand zugetraut hatte. Bei den Kommunalwahlen 1983 konnte Le Pen in seinem Pariser Wahlbezirk schon 11,55 Prozent der Stimmen holen. Bei der Europawahl 1984 kam dann der endgültige Durchbruch, als der Front National 10,95 Prozent der Stimmen holen konnte. Längst hatte die Partei einen sozialpatriotischen Kurs eingeschlagen und jagte sowohl Kommunisten wie auch Sozialisten massenhaft Wähler ab. 1986 zog der Front National erstmals mit 35 Mandaten in die Nationalversammlung ein, was dazu führte, das in Frankreich das Verhältniswahlrecht abgeschafft und das Mehrheitswahlrecht eingeführt wurde.

Beginn des Frühlings der Patrioten

In den 80-er Jahren galt Le Pen noch als strammer Antikommunist. Bei einer Audienz bei Papst Johannes Paul II gab ihm der gesitliche Führer mit auf den Weg: „Widersetzen Sie sich mit aller Kraft der Dekadenz Europas!“. Als Kandidat in der Stichwahl um das französische Präsidentenamt 2002 gegen Jacques Chirac klang Le Pen dann selbst schon wie ein Linker. Er stehe für das Frankreich der Fabriken, der Industrie und der Arbeiter, schärfte Le Pen den Wählern immer wieder ein.

Damals noch in trauter Eintracht: Jean-Marie Le Pen mit seiner Tochter Marine bei einer Kundgebung in Paris 2010. Foto: Von Marie-Lan Nguyen – Eigenes Werk, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=10229301.

Le Pen nahm fünfmal an den französischen Präsidentschaftswahlen teil. Sein Erreichen der Stichwahl 2002 gilt als eines der überraschendsten Ereignisse in der jüngeren Geschichte der französischen Politik. Dieser Erfolg zeigte, dass patriotische Botschaften längst nicht mehr nur in kleinen gesellschaftlichen Nischen wahrgenommen wurden, sondern in einem bedeutenden und wachsenden Teil des Volkes Widerhall fanden. Jean-Marie Le Pen bildete somit die Avantgarde in einem Prozess, der wie kaum ein anderer die politische Entwicklung Europas im vergangenen Vierteljahrhundert prägte. Am Ende dieser Entwicklung wird seine Tochter Marine Le Pen oder auch seine Enkelin Marion Maréchal dann möglicherweise eines zukünftigen Tages als französische Präsidentin in den Elysee-Palast einziehen.

Jean-Marie Le Pen war dabei immer ein großer Freund Deutschlands, sprach sich früh für die deutsche Wiedervereinigung aus und unterhielt ein hervorragendes Verhältnis zu patriotischen Politikern wie Franz Schönhuber oder Udo Voigt.

In dem 1997 von Franz Schönhuber herausgegebenen Buch „Le Pen: Der Rebell“ schrieb der Bretone im Vorwort:

„Diejenigen, die ihr Vaterland lieben und dazu alle Werte menschlicher Solidarität, sind Brüder, auch wenn sie sich zuweilen ignorieren, ja selbst bekämpfen. Und doch ist das, was sie eint, stärker und wichtiger als das, was sie trennt.“

■ Arne Schimmer

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