Vertriebene aus den deutschen Ostgebieten kommen 1945 auf dem Bahnhof in Weimar an. Foto: By Unknown author - Earl F. Ziemke: The U.S. Army in the Occupation of Germany, 1944–1946. U.S. Army Center of Military History, 1975, Public Domain.

Die Vertreibung: Klopfzeichen aus der Tiefe

Der deutsche Osten als inneres Erbe

Unsere Ahnen, unsere Liebe, unser Stolz: In unserem brandneuen Sonderheft „Die Vertreibung der Deutschen: Das große Tabu der Zeitgeschichte“ stellen wir die Geschichte und Kultur unserer alten ostdeutschen Provinzen vor, erklären alle Hintergründe der Vertreibung und erinnern an das Schicksal unserer Vorfahren. HIER dieses einmalige Heft bestellen!

Als Daimonion wird in der antiken Literatur eine innere Instanz bezeichnet, die der Überlieferung zufolge dem griechischen Philosophen Sokrates warnende Zeichen gab. Mehr noch: Das Daimonion war der „tiefste Ort“ im eigenen Selbst, „an dem ihn eine Stimme, schon nicht mehr in Worten fassbar, beriet und lenkte“, so Ernst Jünger in seinem Essay „Der Waldgang“. Diese Stimme lässt sich nicht zum Verstummen bringen. Der Philosoph aus Athen hielt sie für eine Gottheit, die er nicht näher bestimmte.

Platoniker betrachteten den Zeichengeber als hochrangigen Daimon, als ein göttliches Geistwesen, das als persönlicher Schutzgeist des Philosophen fungierte. Christliche Autoren sahen in dem Ratgeber teils einen Schutzengel, teils einen gefährlichen Dämon. Auch Nationen haben ihren Schicksalsstern und ihr tiefstes inneres Wesen, dem sie folgen müssen. Die Serben lebten ab 1459 für mehr als 350 Jahre unter osmanischer Fremdherrschaft und gaben die Hoffnung auf die Freiheit und Einheit ihrer Nation doch nie auf. Deutschland wiederum ist nicht denkbar ohne seinen östlichen Seelenanteil. Schlesien, Pommern und Ostpreußen waren nicht zuletzt auch geistige Provinzen, über die Deutschland Anteil an der Spiritualität und Mentalität des Ostens hatte. Die schlesische Religiosität beispielsweise zeichnet sich durch große innere Frömmigkeit und durch einen konfessionsübergreifenden Hang zur Mystik aus, für den Namen wie Jakob Böhme und Johann Scheffler, genannt Angelus Silesius, stehen. Die Willens- und Erlösungsphilosophie des Danzigers Arthur Schopenhauer erhielt entscheidende Anregungen aus den altindischen Upanishaden, in denen er „den heiligen Urglauben der Menschheit“ niedergelegt sah.

„Schlesien stirbt nicht“

Der ostpreußische Denker Johann Georg Hamann wiederum war Zeitgenosse von Immanuel Kant in Königsberg – und gleichzeitig ein erster Aufklärungskritiker. Sein Credo „Den Samen, von allem, was ich im Sinn habe, finde ich allenthalben“ stellte Ernst Jünger seinem „Abenteuerlichen Herz“ voran. Auch die Geschichte des deutschen Ostens wirkt wunderbar. Die Historie Ostpreußens könnte ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht sein. Friedrich II. von Hohenstaufen, der wohl größte deutsche Monarch, gab mit seiner 1226 ausgestellten Goldbulle von Rimini den Anstoß zur Gründung dieser Provinz. An der östlichen Peripherie Europas entstand bald ein florierender und hochmoderner Musterstaat, der sich zur Keimzelle Preußens entwickeln sollte. Königsberg wurde zum Krönungsort der Hohenzollern. Schlesien wiederum ist ein Weltwunder, eine Provinz mit ganz eigener Energetik und Geomantie. Caspar David Friedrich findet hier zu seinem ganz eigenen Blick auf die Welt, die Schneekoppe wird ihm zum „Berg der Erleuchtung“, wie Hans-Dieter Rutsch in seinem Buch „Das preußische Arkadien: Schlesien und die Deutschen“ feststellt.

All das ist nicht vergangen, sondern es lebt kraftvoll weiter. Szczepan Twardoch, der unbestrittene Leitstern der jungen polnischen Literatur, bezeichnet sich selbst als schlesischer Schriftsteller und hat ein Werk geschaffen, das ohne seine schlesische Identität nicht hätte entstehen können. Im nördlichen Ostpreußen begeistert sich eine Generation junger Russen nach der nächsten für die deutsche Vergangenheit des Landes. Selbst um die Erhaltung des alten Kopfsteinpflasters von Königsberg wird mit Bürgerinitiativen und Petitionen gekämpft. Auch hier bewahrheitet sich einmal mehr das große Wort der DDR-Autorin Christa Wolf, dass die Vergangenheit nicht tot und nicht einmal vergangen ist. Ähnlich sah es auch Henning Eichberg, der große Theoretiker des Befreiungsnationalismus. 1998 äußerte er in einem Interview mit der Zeitschrift „Ökologie“: „Das bisherige moderne Projekt hat uns Völkermord und ethnische Säuberungen gebracht. Genozid und Ethnozid – das Gegenteil von Brüderlichkeit. Auch deswegen halte ich mich an meine schlesische Identität – damit das nie vergessen wird. Schlesien stirbt nicht mit der alten Generation. Das indianische Amerika ist auch nicht in Wounded Knee gestorben.“

Mit der vernichtenden Niederlage im Zweiten Weltkrieg wurde das Schicksal Deutschlands gewaltsam nach Westen gewendet. Nun gilt es, sich umzudrehen und den Blick wieder gen Osten zu richten. Diesem Anliegen ist dieses Heft gewidmet, das an die Vertreibung der Deutschen aus dem Osten erinnert, dabei aber nicht die Gegenwart und das fortdauernde geistige Erbe der verlorenen Provinzen aus dem Blick verliert.

Es grüßt Sie Ihr

Arne Schimmer

Chefredakteur von AUFGEWACHT – DIE DEUTSCHE STIMME

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