Hans-Michael Fiedler (1943 - 2019). Foto: Illustration aus dem AUFGEWACHT-Wandkalender "Deutsche Dichter des 20. Jahrhunderts".

„Getrieben von Hölderlinscher Inspiration“

Der Lyriker, Autor und Aktivist Hans-Michael Fiedler

Entdeckt mit dem AUFGEWACHT-Wandkalender „Deutsche Dichter des 20. Jahrhunderts“ zwölf verborgene Stimmen der Heimat! Unser Wandkalender 2026 präsentiert zwölf eher etwas weniger bekannte nationale Dichter, die aber die Sorge um und den Stolz auf unser Land in gültige Verse gefasst haben. Wir rücken die vergessenen Könner wieder zurück in die Aufmerksamkeit! Jeder Monat begeistert mit einem ausdrucksstarken Gedicht und einem schönen Dichter-Porträt. Zu entdecken sind unter anderem Hermann Löns, Börries von Münchhausen, Georg Trakl, Wilhelm Pleyer, Josef Weinheber oder Michael Fiedler. HIER den AUFGEWACHT-Wandkalender 2026 bestellen!

„Ein Leben ohne Einsatz und Wagemut ist ein Sterben vor der Geburt.“ Das war eine der Maximen von Hans-Michael Fiedler. Über Jahrzehnte hinweg prägte er – ob in West- oder Mitteldeutschland, ob in Göttingen oder im westsächsischen Meerane, ob im Rahmen der „Göttinger Runde“ oder des „Studentenbundes Schlesien“ (SBS) – Generationen von heranwachsenden Nationalisten. Fiedler wurde am 27. Oktober 1943 in Jena geboren, doch seine Familie zog schon ein Jahr später in das südniedersächsische Alfeld an der Leine. Sein Vater war der U-Boot-Kommandant und Kapitänleutnant Hans Fiedler, der im Zweiten Weltkrieg als Kommandant von vier U-Booten (U 120, U 564, U 998, U 333) eingesetzt wurde. Hans Fiedler, der mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse ausgezeichnet wurde, fiel am 31. Juli 1944 in der Nähe der englischen Scilly-Inseln durch die Versenkung seines U-Boots U 333.

Frühe Freundschaft mit Hans-Jürgen Krahl

Hans-Michael Fiedler legte sein Abitur im Jahr 1964 am altsprachlichen Zweig des Gymnasiums Alfeld ab. Er gehörte am 28. November 1964 mit der Mitgliedsnummer 162 zu den Gründungsmitgliedern der NPD und war zuvor schon Mitglied der Deutschen Reichspartei (DRP) gewesen. Im Jahr 1963 hatte er seine publizistische Tätigkeit mit der Herausgabe der Zeitschrift „Missus“ begonnen. Auf den Namen „Missus“ (der „Königsbote“) hatte ihn sein damaliger Freund Hans-Jürgen Krahl gebracht, der später als frühverstorbenes Theoriegenie der 68er-Bewegung bekannt werden sollte. In späteren Jahrzehnten erreichten Fiedler Anfragen von Archiven, die ihm seine umfangreiche Korrespondenz mit Krahl abkaufen wollten. Doch trotz seiner eigenen, häufig schwierigen, materiellen Lage lehnte er alle Angebote ab, da dies aus seiner Sicht einem Verrat an seinem schon im Jahr 1970 verstorbenen früheren Freund gleichgekommen wäre.

Ausgaben der „Nachrichten des Studentenbundes Schlesien“ aus den frühen 90er Jahren. Foto: Privat.

Die Zeitschrift „Missus“ führte er noch bis in das Jahr 1988 weiter. Nach dem Abitur studierte Fiedler Germanistik, Volkskunde sowie Ur- und Frühgeschichte an der Universität Göttingen, wobei ihm unter seinen akademischen Lehrern insbesondere Heinrich Wesche, der Inhaber des Göttinger Lehrstuhls für Niederdeutsche Sprache und Literatur und Verfasser des „Niedersächsischen Wörterbuchs“, imponierte. Seine fünfjährige Mitarbeit am Institut für Volkskunde in Göttingen endete 1975. Er wollte sich seine geistige Unabhängigkeit nicht durch eine akademische Karriere abkaufen lassen und trat deshalb den Weg in die Dissidenz an. Fiedler war seit Mitte der siebziger Jahre auf sich allein gestellt und trieb diverse Zeitschriften- und Bildungsprojekte in Eigenregie voran – so beispielsweise die halbjährlich stattfindende Seminarreihe „Göttinger Runde“, die seit den frühen neunziger Jahren im Rahmen der „Bildungsstätte Mitteldeutschland“ im westsächsischen Meerane fortgeführt wurde.

Sein wichtigstes Projekt war aber zweifelsohne der 1974 in Göttingen gegründete „Studentenbund Schlesien“ (SBS), dessen Vorsitzender Fiedler zwar nie war, den er aber durch seine ehrenamtliche Tätigkeit als Studienleiter nachhaltig prägte. In den 70er und 80er Jahren zählte der SBS zu den aktivsten nationalrevolutionären Gruppen in der Bundesrepublik. Vertreter der nationalen Intelligenz wie Wolfgang Strauß, Hans-Dietrich Sander oder Bernard Willms geben sich beim SBS die Klinke in die Hand ober beteiligen sich an der publizistischen Arbeit des Bundes. Eine der Schlüsselschriften Hans-Dietrich Sanders, nämlich „Preußen – Die Polis der Neuzeit“ erschien 1986 als Band 6 der „Missus“-Schriftenreihe. Aber auch Hans-Michael Fiedler war zu dieser Zeit publizistisch äußerst produktiv.

Im Jahr 1982, als die deutsche und europäische Teilung angesichts der Nachrüstung amerikanischer und sowjetischer Raketen unüberwindlich erschien, veröffentlichte er unter dem Pseudonym Michael de Braga sein Buch „Völker zur Freiheit. 49 europäische Volksgruppen im Kampf um ihre Unabhängigkeit“. Die Richtigkeit seiner Prognosen bestätigte sich in den Wendejahren 1989 und 1990, als die sowjetische Hegemonie in Osteuropa entgegen den Voraussagen aller etablierten Politiker und Journalisten in kürzester Zeit in sich zusammenbrach.

Zusammenarbeit mit Hans-Dietrich Sander

Im Jahr 1985 rückte der SBS sogar kurzzeitig in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Die Landsmannschaft Schlesien hatte unter ihrem damaligen Vorsitzenden Herbert Hupka das Schlesiertreffen ursprünglich unter das Motto „40 Jahre Vertreibung – Schlesien bleibt unser“ gestellt. Dies zog einen öffentlichen Aufschrei der Empörung sowie eine Absage des Bundeskanzlers Helmut Kohl, der als Hauptredner vorgesehen war, nach sich. Die Landsmannschaft knickte natürlich ein, änderte das Motto und bewegte so den bulligen Pfälzer doch noch dazu, bei der Veranstaltung in Hannover zu erscheinen. Dort waren es insbesondere Mitglieder des SBS und der JN, die die Stimmung in der mit 10.000 Besuchern bis zum letzten Platz gefüllten Messehalle immer wieder gegen den damaligen Bundeskanzler kippen ließen. Der vom SBS hergestellte Aufkleber „Auf Kohl verzichten wir gerne, auf Schlesien nie!“ verbreitete sich deutschlandweit in einer Auflage von 150.000 Stück. Nach der Wende verlegte Hans-Michael Fiedler seine Arbeit nach Sachsen, wo im Herbst 1993 die „Bildungsstätte Mitteldeutschland“ in Meerane eingeweiht wurde.

Hans-Dietrich Sander, Herausgeber der „Staatsbriefe“. Foto: Privat.

Schon seit dem Jahr 1989 hatte er sich mit den „Nachrichten des Studentenbundes Schlesien“ eine neue publizistische Plattform geschaffen. In den 90er Jahren war er ständiger Mitarbeiter von Hans-Dietrich Sanders „Staatsbriefen“, für die er regelmäßig Gedichte beisteuerte. In Fiedlers Lyrik drückt sich die Sehnsucht nach besseren Zeiten ebenso aus wie eine oftmals tiefe Traurigkeit über die vielen Zeitgenossen, die ihre Aufgabe darin sehen, alle historischen und kulturellen Bestände verächtlich zu machen und zu verhöhnen. Für die Konsumgesellschaft, in der er lebte, hatte er nur Verachtung übrig, seine Leitbilder waren Friedrich der Große, Bismarck und die großen Kaiser des ersten Reiches.

Auch dem heroischen Portugal eines Heinrich des Seefahrers und Vasco da Gama erwies Fiedler in seiner Lyrik ebenso seine Referenz (so in dem Gedicht „Braga“) wie dem vorkolumbianischen Amerika, dessen Auslöschung durch die spanischen und englischen Eroberer er für eine der schlimmsten Tragödien der Menschheitsgeschichte hielt (worauf er in den Gedichten „Noche Triste“ oder „Inka Atahualpa“ Bezug nahm). Immer wieder schöpfte er auch aus der griechischen Mythologie, so in seinem Orpheus-Zyklus oder seinen Gedichten „Troja“, „Prometheus“ und „Teiresias“.

„Wächter am Tor“

In dem im Jahr 2009 im DS-Verlag erschienenen Gedichtband „Wächter am Tor“ sah Hans-Dietrich Sander in seinem Nachwort Fiedlers lyrische Entwicklung „markiert…von Hölderlinscher Inspiration zu den Dichtern aus den Zeiten des Dreißigjährigen Krieges und der Revolution von 1848/49, getrieben von aktueller Brisanz“. Nach der Aufgabe der „Bildungsstätte Mitteldeutschland“ im Jahr 2014 und der Rückkehr in seine niedersächsische Heimat wurde es stiller um Hans-Michael Fiedler, der am 3. Februar 2019 in Göttingen verstarb. Für seine Person gilt das, was er selbst einmal in einem 1995 erschienenen Porträt über den zu seinen Lieblingsdichtern zählenden Börries Freiherr von Münchhausen schrieb: „kompromißlos in seiner Kunst, in seiner aristokratischen Wertung und Haltung und in seinem vaterländischen Bezug zur deutschen Geschichte“.

 Arne Schimmer

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