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Die Ankündigung des AfD-Bundesvorstandes, die eigene Jugendorganisation „Junge Alternative (JA)“ abstoßen zu wollen, um eine von der Partei kontrollierte, neue Organisation zu schaffen, sorgt verständlicherweise für große Diskussionen. Grund genug, sich einmal die verschiedenen Möglichkeiten und Vorschläge anzusehen.
Der Status quo:
Die Junge Alternative (JA) ist als Verein organisiert, genießt keinen Schutz des Parteienprivilegs. Sie könnte über Nacht von Innenministerin Faeser verboten werden. Dafür agiert sie frei von der Mutterpartei.
Die Idee des AfD-Bundesvorstandes, das modifizierte Jusos-Modell:
In der SPD ist jedes Parteimitglied bis zur Vollendung des 35. Lebensjahres automatisch Mitglied der Jusos. Eine Nur-Jusos-Mitgliedschaft für Nicht-SPD-Mitglieder ist ebenfalls möglich. Die Jugendorganisation ist Teil der SPD, massiv von ihr beeinflusst und letztendlich kaum selbstständig. Die AfD möchte das Jusos-Modell aber noch schärfen: Eine Mitgliedschaft von Nicht-AfDlern soll nicht mehr möglich sein.
Ein goldener Mittelweg?
Die andere Möglichkeit, das JN-Modell:
Die „Jungen Nationalisten“ sind die älteste Jugendorganisation im rechten Lager und sind Teil der Partei „Heimat“, die früher NPD hieß. In § 16 der Satzung der Heimat heißt es:
(1) In der Partei können für bestimmte Personengruppen oder Aufgabenbereiche Vereinigungen gegründet werden, die ihre innere Ordnung durch Satzungen oder Statuten regeln.
Die JN ist eine solche Vereinigung, kann aber selbstständig entscheiden. Heimat-Mitglieder sind deshalb gerade nicht automatisch Mitglieder der JN, diese kann vielmehr frei (und ohne Parteihintergrund) entscheiden, wen sie als neues Mitglied aufnimmt. Sogar Jugendliche unter 16 Jahren. Trotzdem genießt die JN als Teil der „Mutterpartei“ den vollen Schutz das Parteienprivilegs.
Nun stellt sich die Frage: Warum wäre es so schlimm, eine Jugendorganisation komplett der Partei zu unterstellen?
In Zukunft nur noch billige Wahlkampfhelfer?
Ganz einfach:
1.) Für die JA gilt die unsägliche Unvereinbarkeitsliste der AfD bisher nicht, sie kann selbst entscheiden, wer mitmacht. Deshalb ist die JA ein wichtiger Vernetzungsakteur im patriotischen Milieu. Sollte die JA in die AfD eingegliedert werden, müsste jedes JA-Mitglied automatisch AfD-Mitglied sein, zahlreiche Ablehnungen sind erwartbar.
2.) Es gäbe keine Garantie für aktuelle JA-Mitglieder, überhaupt in die neue Organisation übernommen zu werden – eine perfekte Möglichkeit für das angepasste AfD-Führungspersonal, unbequeme JAler auszusortieren.
3.) Aus gutem Grund sind Jugendorganisationen immer radikaler, als ihre Mutterparteien, ganz gleich, ob im rechten oder linken Lager. Eine Unterwerfung unter die Kontrolle der AfD-Führungsebenen, die bisher keinen direkten (befehlenden) Einfluss auf die JA haben, würde die Organisation lähmen. Der Parteibetrieb schreckt junge Leute ab, Jugendorganisationen haben immer die Aufgabe, lockerer und zwangloser zu sein. Das wäre vorbei.
4.) Es macht einen Unterschied, ob die Jusos 70.000 Mitglieder haben, von denen vielleicht ein paar tausend überhaupt politisch in der Gruppe aktiv sein wollen, während der Rest zufällig SPD-Mitglied und unter 35 Jahren alt ist. Oder ob eben junge Menschen beschließen, sich in einer Gruppe einzusetzen, das wichtige Stichwort hier heißt Identität und Gruppengefühl. Eine Massen-JA würde jedes Kader- und Eliteprinzip zudem zerstören und nur noch billiger Wahlkampfhelfer sein.
Letztendlich schaue ich mir die Entwicklung (wie allgemein die Gleichschaltung weiter Teile der AfD durch ein CDU-freundliches, „gemäßigtes“ Lager) von Außen an. Diejenigen, die davon betroffen sind, sollten aber zumindest wissen, dass es auch andere Möglichkeit als ein „Jusos-Modell“ gibt. Und die sind durchaus besser.
■ Michael Brück
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