Eine Buchhandlung im niederösterreichischen Baden. Lesen ist im Zeitalter der Digitalisierung wichtiger denn je. Foto: By Lucaconi2000 - Own work, CC BY 4.0.

Lob des langsamen Lesens

Bücher sind in der Ära der Digitalisierung unverzichtbarer denn je.

Freiburg, Flensburg, Kandel, Mainz, Wien, Illerkirchberg, Brokstedt, Friedland: Unschuldige Frauen und Mädchen werden ermordet – und die Einwanderungspolitiker waschen ihre Hände in Unschuld. In unserer aktuellen Ausgabe „Weiss, weiblich, tot: Die Jagd auf unsere Mädchen“ erinnern wir an die Tragödien der Messereinwanderung. Damit nichts vergessen wird! HIER bestellen!

„Wenn Gott dich schlagen will, so braucht er nicht die Hand: Er nimmt dir, dass du selbst schlagest, den Verstand.“ Friedrich Rückert

Um Friedrich Merz zu paraphrasieren: Die staatliche Propaganda ist der Hauptgegner der freien Geister. Die Lügenmaschinerie ist der Hauptfeind der Wahrheitsliebenden. Je rasanter die KI die Geister der Menschen infiltriert und sie (beide: die Geister und die Menschen) ersetzt, desto schwieriger wird es, Manipulation zu entdecken. Das Gift der KI ist ihre Schnelligkeit, die die menschliche Neuronenquälerei beim Denken als peinlich empfinden lässt. Unsere 86 bis 100 Milliarden Neuronen im Gehirn wollen aber ständig auf Trab gehalten werden. Hilfreich deswegen: erst recht verzögert wahrnehmen und auf die Grammatik achten!

Die Propaganda nutzt am liebsten unpersönliche Konstruktionen und ein undefiniertes „Wir“.

Bundesinnenminister Alexander Dobrindt fasst am 24.10.2025 auf X sein eigenes mündliches Zitat so zusammen:

„Wir wollen eine Umkehr der Beweislast: Wer Vermögen besitzt, dessen Herkunft unklar ist, muss künftig beweisen, dass dieses Geld legal erworben wurde. Das ist ein echter Paradigmenwechsel.“

Unklar bleibt, wem es „unklar“ ist. Gemeint ist aber die Klärung durch den Staat. „Wir“: der Souverän?  Der Generalverdacht erstreckt sich auf alle Bürger, nicht nur auf die danach genannten Akteure der Schwerkriminalität. Ein Rechtsstaat verbietet sich aber selbst, die Unschuldsvermutung pauschal zurückzunehmen. Dobrindt kündigt also rechtswidriges Handeln an.

Der Fall Norbert Bolz

Unverzichtbar in der Lügenmottenkiste sind Strohmänner-Argumente. Der sächsische MP Michael Kretschmer ist ein Virtuose darin: Er kommentierte am 23.10.2025 gegenüber „Bild“ die Razzia bei Norbert Bolz: „Naziparolen dürfen wir nicht dulden. Wer das tut oder den Hitlergruß zeigt, der muss in diesem Land mit Bestrafung rechnen.“ Bolz hatte weder das eine noch das andere getätigt, sondern einen ironischen Kommentar zur Aussage der „taz“ hinterlassen, die „Deutschland erwacht“ schrieb. Am ehesten müsste man also dieses Presseorgan angreifen, nicht dessen Kritiker. Wenn schon Sandkastenniveau, dann richtig: DIE hat angefangen! Die ironische Verwendung schließt Kretschmer aus: „Da kann man versuchen, sich herauszureden und sagen, das ist Satire. Das werden Gerichte klären, ob das der Fall ist.“ Satire ist also das, was der Staat als Satire anerkennt. Der Verweis auf das Gericht und die unpersönliche Konstruktion „Wer das tut…“ lässt dem MP die argumentative Hintertür offen, Norbert Bolz hier gar nicht gemeint zu haben. Die Richter und Staatsanwälte aber werden es schon richtig verstanden haben.

Wer die Lügenschleuder für sich auf „halbe Wiedergabegeschwindigkeit“ stellt, kann sie sogar genießen. „Die Ästhetik des Hässlichen“ von Karl Rosenkranz (1853) fällt einem da ein. Und überhaupt purzeln aus dem Gedächtnis viele Assoziationen aus Büchern, die man hoffentlich einmal oder vor kurzem gelesen hat. Gedruckte Buchstaben auf Papier zu durchackern ist wie das Pflügen und Säen eines fruchtbaren Feldes.

Von einem guten Menschen in einer Bücherhaltestelle hinterlegt, begleitet mich zum Beispiel derzeit Alexander Spoerls „Die anderen Leute“ aus dem Jahr 1967. (Er ist der Sohn von Heinrich Spoerl, dem Autor der „Feuerzangenbowle“). Schon die Widmung: „Dieses Buch sei mit allem Respekt / der Wahrheit zugeeignet.“ Ist das nicht ein genialer Zeilenumbruch? Er schenkt dem Leser die entscheidende Millisekunde zum tieferen Verständnis. Zum Titel schreibt Spoerl: „Wenn man von anderen spricht und sie ‚Leute‘ nennt, gibt es immer einige, die sich betroffen fühlen. Viele Leute mögen keine Leute sein.“ Auf Seite 19 heißt es aus dem Mund des Protagonisten Andreas Wollenzyn, der sich nach dem Krieg für die US-Besatzer als Dolmetscher verdingt: „Was ist eigentlich ein Nazi? Ich habe Leute mit persilweißem Fragebogen gekannt, die in Wirklichkeit die übelsten Parteigänger waren. Und ich habe SS-Führer kennengelernt, vor denen ich noch heute den Hut ziehe. Zur Feststellung des einfachen Tatbestandes, ob zum Beispiel ein Mensch gestohlen hat oder nicht, bemüht sich erst ein ganzer Polizeiapparat und dann ein Gremium von Akademikern hinter der Richtertheke. Aber zur Feststellung, was ein Nazi war, genügten Ausschüsse von Laien, Entnazifizierungskomitees!“

Als Lesezeichen im Roman steckt ein ausgefüllter Schnipsel zur „Otto Wahl ‘86“ der BRAVO. „Zur Pop-Sängerin des Jahres wähle ich Madonna“, schrieb die sorgfältige Hand einer jungen Dame aus der Oberpfalz mit dem Vornamen Anikke, deren Verstand offenbar noch so klar war, die erforderlichen 60 Pfennig für die Postkarte zu sparen.

 Jochen Stappenbeck

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