Martin Luther
Martin Luther als Augustinermönch im Jahr 1520. Foto: Von Lucas Cranach der Ältere - Marie-Lan Nguyen (2012), Gemeinfrei.

Martin Luther: Rebell der Deutschen

Männermut vor Königsthronen: Martin Luther hat für uns Deutsche auch heute noch eine enorme Bedeutung.

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Das Jahr 1521, in dem Martin Luther vor den Wormser Reichstag geladen wurde, ist ein gutes Datum, um die Neuzeit beginnen zu lassen. Die Stimmung in der rheinhessischen Stadt war damals bis zum Siedepunkt aufgeheizt, da der päpstliche Gesandte Hieronymus Alexander Maßnahmen gegen den deutschen Reformator Martin Luther gefordert hatte. Luther dürfte damals selbst davon überrascht gewesen sein, welche Wendung die Dinge seit dem 31. Oktober 1517 genommen hatten. An diesem Tag hatte er seine in lateinischer Sprache verfassten 95 Thesen zu den Missständen in der Kirche an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg angeschlagen. Es argumentierte darin insbesondere gegen den schwunghaften Ablasshandel, den die Kirche unter Ausnutzung der Höllen- und Sündenangst ihrer Gläubigen betrieb und damit glänzende Geschäfte machte. Die Thesen waren von ihrem Verfasser eigentlich nur als Aufforderung zu einem theologischen Gelehrtenstreit gedacht gewesen, entwickelten sich aber schnell zu einem innen- wie außenpolitischen Sprengsatz, dessen Dimensionen bald kaum mehr abzusehen waren.

Fürsten als Beschützer

Luther belegte teilweise mehrere Druckereien gleichzeitig, so eng und intensiv war der Strom seiner Publikationen. Die wichtigste Veröffentlichung war die 1520 erschienene Schrift „An den christlichen Adel deutscher Nation“, die ein einziger flammender Appell für einen vollständigen Bruch mit dem Papsttum war. Gleichzeitig bewies Luther mit diesem radikalen Appell für ein neues Deutschland einen realpolitischen Instinkt, der vermutlich entscheidend für den späteren Erfolg der Reformation war. Zurecht ging der Wittenberger Mönch davon aus, dass nicht nur die Bauern, Bürger und Ritter, sondern auch die deutschen Fürsten und sogar einige Bischöfe zutiefst verärgert über die Praktiken des römischen Ablasshandels waren, die das Deutsche Reich in fast schon kolonialer Manier auspressten. Adlige wurden dann auch schnell zu seinen wichtigsten Beschützern, wobei hier natürlich vor allem Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen zu nennen ist. Ausgerechnet dieser tiefgläubige Mann des Marien- und Heiligenkults und der Reliquienverehrung wurde zum Garanten der Sicherheit des Reformators, einfach weil er der festen und unerschütterlichen Auffassung war, dass die „Causa Luther“ nicht in Rom, sondern in Deutschland zu klären wäre.

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Damit war er, wie einige andere seiner Standesgenossen auch, zum Träger eines neuen nationalen Selbstbewusstseins geworden, das es wenige Generationen zuvor so noch nicht gegeben hatte. Als Luther am 17. April 1521 in den Bischofshof zu Worms gerufen wurde, wo der Kaiser logierte, wurde schnell klar, dass der Monarch nicht mit ihm diskutieren wollte, sondern nur noch den Widerruf seiner Lehren verlangte. Doch der Reformator blieb standhaft. Der deutsche Kaiser, der Habsburger Karl V., verlangte nun die schnelle Verhängung der Reichsacht über den Widerspenstigen, scheiterte aber auch hier am hartnäckigen Widerstand der Reichsstände, also der Personen und Korporationen, die Sitz und Stimme im Reichstag hatten. Am Ende stimmte der Habsburger, Herrscher über ein sich von Südamerika bis Mitteleuropa erstreckendes Reich, in dem die Sonne niemals unterging, einem Kuhhandel zu, weil er sich wegen der „Luthersache“ offenbar nicht mit den deutschen Fürsten überwerfen wollte. Die Reichsacht wurde sehr spät, nämlich am 26. Mai 1521, über Luther verhängt.

Luthers größte Tat

Da war der Reformator freilich schon längst in Sicherheit. Auf seiner Rückreise aus Worms nach Wittenberg wurde er nach einer vorgetäuschten und durch seine Gefolgsleute durchgeführten Entführung auf die Wartburg verbracht. Hier konnte er unter dem Decknamen „Junker Jörg“ seine wohl größte Tat vollbringen, nämlich die Bibelübersetzung und die damit einhergehende Schaffung einer einheitlichen deutschen Schriftsprache.

 Kurt Koriath

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