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Seit Anfang dieses Jahres läuft eine große, offenbar staatlich gelenkte Kampagne gegen Rechts: Erst das vom radikal linken Portal Correctiv zu einer zweiten „Wannseekonferenz“ hochgeblasene Treffen einiger neurechter Intellektueller mit Vertretern von AfD, CDU und WerteUnion in einem Hotel bei Potsdam, dann das Verbotsverfahren gegen das COMPACT-Magazin, dann die Eröffnung von Verbotsdebatten über die AfD und die FREIEN SACHSEN. Nun der nächste Streich: Uwe Müller und Dirk Banse veröffentlichen in der „Welt“ einen langen Artikel über die NS-Vergangenheit der Großeltern väterlicherseits der AfD-Parteivorsitzenden Alice Weidel, die beide – wie sechs Millionen andere Deutsche auch – Mitglieder in der NSDAP waren.
Weidels Opa im Visier
Ins Visier genommen wird insbesondere Alice Weidels Opa Hans Weidel. Dieser wird Ende 1932 in seiner oberschlesischen Heimatstadt Leobschütz NSDAP-Parteimitglied. Ab Januar 1933 war Weidel Mitglied der SS, daneben auch noch Mitglied in weiteren NS-Unterorganisationen wie dem Nationalsozialistischen Kampfbund für den gewerblichen Mittelstand sowie Kreisgruppenführer des Nationalsozialistischen Rechtswahrerbundes. Im März 1933 zieht er auf dem dritten Listenplatz für die NSDAP in den Stadtrat von Leobschütz ein. Eine Bewerbung Weidels zum Landrat im oberschlesischen Neustadt, die 1937 erfolgte, blieb erfolglos. Schon das macht deutlich, dass Hans Weidel im NS-Staat trotz seiner formal hohen Qualifikation als promovierter Jurist – aus welchen Gründen auch immer – nicht für Höheres vorgesehen war.
Nach Kriegsende wurde im November 1948 ein Entnazifizierungsverfahren gegen Hans Weidel eröffnet und wenig später auch schon wieder eingestellt. Müller und Banse versuchen in ihrem Artikel mit teils abenteuerlich wirkenden Argumenten dennoch, Weidel in ein verdächtiges Licht zu rücken. So betonen sie, dass Weidel in der katholischen Hochburg Oberschlesien schon Ende 1932 NSDAP-Mitglied wurde statt sich in der katholischen Zentrumspartei zu engagieren.
Umkämpftes Oberschlesien
Nun, wer etwas über die damals herrschenden politischen Verhältnisse in dem seit 1922 zwischen Polen und Deutschland geteilten Oberschlesien erfahren möchte, der kann ja in den Erinnerungsschriften des früheren Vizekanzlers, Bundesministers und langjährigen FDP-Vorsitzenden Erich Mende nachlesen, wie es damals war. Der in der Nähe des berühmten oberschlesischen Annabergs geborene Mende, Träger des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes, machte in seinen Schriften deutlich, wie gefährdet das deutsche Leben in Oberschlesien schon in der Zwischenkriegszeit war.
Die polnischen Annexionsgelüste blieben natürlich nicht ohne Reaktion. Unter ihrem Vorsitzenden Carl Ulitzka war der Kurs der katholischen Zentrumspartei in Oberschlesien besonders deutschnational. Andere – wie Weidel – schlossen sich der NSDAP an. So ungewöhnlich war das – anders als Banse und Müller in ihrem Artikel suggerieren möchten – nicht.
Perfiderweise druckt die „Welt“ in ihrem Enthüllungsartikel dann auch noch einen Familien-Stammbaum von Alice Weidel ab, in dem die beiden Großeltern väterlicherseits von Weidel mit einer Hakenkreuzfahne markiert werden. Auch noch dem letzten Leser soll so klar gemacht werden, dass auch Alice Weidel alleine aufgrund der Existenz ihrer beiden Großeltern NS-vorbelastet ist. Hier wird eine Art Sippenhaft in den Raum gestellt, was aber offenbar nur gegen Vertreter der politischen Rechten möglich ist. Umgekehrt wäre es undenkbar, dass eine große deutsche Tageszeitung den Stammbaum des langjährigen Linken-Vorsitzenden Gregor Gysi abdruckt und dort dann dessen Angehörige, die in kommunistischen Organisationen aktiv waren, mit roten Sowjetfahnen markiert.
Mehr Souveränität nötig!
Die „Welt“-Kampagne zeigt, warum man sich auch in alternativ-politischen und patriotischen Kreisen mit historischen Fragen beschäftigen sollte. Der Gegner hört nie auf, gerade auf dieser Ebene nachzuhaken.
Die AfD hat sich in dieser Frage nicht immer souverän verhalten. Als ihr damaliger Europa-Spitzenkandidat Maximilian Krah im Mai 2024 gegenüber einer italienischen Tageszeitung äußerte, dass nicht jeder SS-Mann ein Verbrecher gewesen sei, distanzierten sich große Teile der Partei und Krah wurde mit einem Wahlkampf-Auftrittsverbot belegt. Die AfD hätte damals ruhig stärker darauf hinweisen können, dass Krahs Äußerung dem noch bis in die 80er Jahre herrschendem politischen Grundkonsens der Bundesrepublik Deutschland entsprach und von Politikern wie Konrad Adenauer, Helmut Schmidt, Franz Josef Strauß und Helmut Kohl dem Sinn nach geteilt wurde. Selbst Kurt Schumacher – erster Nachkriegsvorsitzender der SPD und während der NS-Zeit selbst in mehreren Konzentrationslagern inhaftiert – gab eine Ehrenerklärung für die nicht mit Verbrechen belasteten Mitglieder der Waffen-SS ab.
Die Nazi-Keule wird jedenfalls immer wieder gegen das patriotische Lager eingesetzt werden. Es ist sinnvoll, dann darauf hinzuweisen, dass die Geschichte des 20. Jahrhunderts wesentlich differenzierter verlaufen ist als sie heute dargestellt wird.
■ Kurt Koriath
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