Oybin

Phantasie: Auferstehen aus Ruinen

Sächsische Alltagsszenen in einer nicht allzu fernen Zukunft
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Zwei Männer streifen durch das Unterholz eines Mischwaldes. Es dämmert. Sie gelangen in Sichtweite eines Weilers. Der eine mit gedämpfter Stimme zum anderen: „Bernd, hast du noch Streichhölzer?“ Der andere in kräftigem Bass: „Brauchen wir nicht, Edgar, die Feuersteine tun’s auch.“ „Ich meine, für den Hof. Das letzte Mal haben sie uns dafür Kartoffeln und Wirsing draufgelegt.“ „Ach so, ja hier, drei Schachteln.“ „Zwei sollten reichen. An Blaubeeren müssten wir zwei Kilo zusammenbekommen haben. Soll ich sie rübertragen?“ „Eine halbe Stunde, Edgar, möchten wir noch warten, bis es ganz dunkel ist. Vergiss die Knochen für den Hund nicht.“ „Der ist lieb, ist auf unserer Seite, ein Wacher.“„Haha. Fragen wir ihn doch, ob er mitkommt. Wird sich mit Manuel bestimmt schnell anfreunden.“ „Damit der Lümmel noch frecher wird? Er hält uns ja die anderen Waschbären vom Hals, ist aber irgendwie wie früher die Künstliche Intelligenz: lernt bedrohlich schnell dazu. Bald wird er entscheiden, wo wir unser Biwak aufschlagen.“ „Dann lernt der Waschbär immerhin, Verantwortung zu übernehmen, anstatt mit seinen schlauen Fingern alles auseinander zu friemeln. Außerdem mögen die Wölfe und Wildschweine sein strenges Aroma nicht. Ines und Runa dürften mit dem Aufbau bald fertig sein.“ 

Libellen und Mücken umschwirren die Gefährten. In etlichen Ländern waren Laborinsekten zur Plage geworden und schreckten die Menschen ab, in die Natur zu gehen, aber die Sachsen hielten sie sich mit bestimmten Kräutermischungen vom Leibe. „Was meinst du, Bernd, wie lange bleiben wir diesmal im Gehölz?“ „Ein paar Wochen länger als sonst, bis sich der Staub gelegt hat und wir die anderen nicht unnötig belasten. Bei medizinischen Dingen sind die Schergen besonders eifrig, obwohl sie selbst inkognito kommen, wenn sie geheilt werden wollen. Der Gesundheitstourismus aus dem Westen ist neben dem Export von sauberen Nahrungsergänzungsmitteln unsere beste Einnahmequelle. Logisch, dass die Repressionen vor allem dagegen zielen.“

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Ein Dutzend Katzensprünge tiefer im Tal. Familie Fröbau speist zu Abend. Gerd ist Imker, Simone arbeitet als Grundschullehrerin und Heilerin. Mit am Tisch: ihre Kinder Veit (17), Amelie (13), Elli (7), Hanno (2). Nofretete heißt die Katze. Die Wüstenspringmaus hört auf den Namen Schnürsenkel. Die vier Großeltern weilen gerade auf einer U90-Tanzveranstaltung. Amelie schluckt den letzten Brokkolibissen in Dillsauße herunter und fragt: „Mutti, warum muss Nofretete eigentlich kein Gemüse essen?“ „Weil sie uns die Mäuse aus dem Vorratskeller hält.“ „Darf ich nachher noch zu Heinichens gehen? Da ist heute Hausmusik.“ „Hast du deinen Bhakdi denn schon durch?“ „Natürlich. Der Test war heute. Locker geschafft bis auf die Frage zur UHO, wann sie das mRNA-Zeug in allen Impfungen verbindlich vorgeschrieben hatte.“ „Mitte der 20er. Damals noch als WHO. Kann uns ja hier egal sein. Gutes Musizieren nachher!“ „Ich habe übrigens beim Einkaufen Geld verdient! Tante Gudrun hat den Buchweizenhonig als Bezahlung angenommen und mir noch drei Meißener herausgegeben.“ „Fein. Einen kannst du dir ins Sparschwein stecken.“

Veit räuspert sich: „Papi, können wir nächste Woche den Säxit (Anm. d. Red.: das neue populäre Modell aus dem Zwickauer Motorenwerk) nehmen? Uwe hat einen Führerschein. Sehr umständlich, mit der Bahn zum Treffen in Polen zu gelangen.“ Der Vater entgegnet: „Zu riskant. Ich würde euch ja bringen, aber meine Völker haben gerade die Schwärmphase. Schwärmende Bienen sind ein bisschen wie Jugendliche. Wollen erst mal nur weg, aber es zieht sie doch immer wieder heim. Ich will nicht, dass sie rübermachen nach Tschechien. Fahrt mal schön mit der Bahn. Eine Verbindung am Morgen gibt es ja noch.“

Elli und Hanno dürfen aufstehen. Schnürsenkel federt durch die Stube. Simone und Gerd unterhalten sich, Veit und Amelie hören aufmerksam zu. Simone berichtet: „Heute war in der Praxis jemand aus der Lausitz wegen Alu-Ausleitung. Er sagt, Bautzen, Görlitz und Zittau, die ehemaligen Demohochburgen, mausern sich immer mehr zu Demographiehochburgen, sogar unter Abzug der ungebrochenen Zuwanderung aus dem Westen. Über die Amishen gab es in der AUFGEWACHT einen Beitrag, wo erwähnt wird, dass aus Sachsen die besten Absolventen der Ethnic Endurance Academy stammen. Stell’ dir vor, anstatt als Zivilisationsleugner auszusterben, hatten sich die Amishen zwischen 1920 und 2020 von 5.000 auf 330.000 vermehrt! Und das, obwohl sie ihrer Jugend in der ‚Rumspringa‘-Periode meist den Austritt in die moderne Welt erlauben. Man sagt, bald könnten sie den Osten der USA übernehmen und die Mormonen den Westen.“ 

Gerd: „Ja, wer hätte das gedacht? Die Ewiggestrigen sind die lachenden Dritten beim Kampf um die Macht zwischen der UHO (Universal Health Organisation) und den AIPs, also den so genannten Präsidenten aus rein künstlicher Intelligenz, deren Prototyp dieser Kindertaschter war. Wie hieß er noch?“ 

Simone: Biden. Und bei uns haben die Sorben endlich die Kurve bekommen. Das Überdauern im ländlichen Bereich hat sich ausgezahlt. Selbst der Sorbische Sejm in Hoyerswerda ist nun komplett von Patrioten dominiert. Nur die Domowina steht treu zu Berlin. Jetzt, wo aus Berlin und Brüssel die Minderheitenunterstützung zu einem kleinen Rinnsal geworden ist, werden sich die Systemkonformen früher oder später auch am Volk orientieren.“ 

Gerd: „Im Nachhinein kann man von Glück sprechen, dass es in der heißen Unabhängigkeitsphase noch so viele Systemkonforme gab. Sie waren sozusagen unser Schutzschild und haben indirekt dazu beigetragen, dass Berlin und die NATO in der kritischen Zeit nicht aufs Äußerste gingen. Wenn alle hier als Anhänger eines völlig souveränen Sachsens gegolten hätten, hätte man kurzen Prozess machen können. Sie denunzieren uns zwar weiter munter an den Feind, aber halten damit auch die Bewegung auf Trab. Ein Teil der Kraft, die stets das Böse will und doch das Gute schafft.“

Simone: „Nun ja. Ich glaube, Gerd, das wird später die Aufarbeitung zeigen. Mir scheint, das Regime war einfach zu feige und hatte genügend eigene Probleme. Allein die ganzen Binnenflüchtlinge aus den östlichen Bundesländern und die Massenabwanderung von Patrioten hierher. Was für uns doppeltes Glück, ist für Berlin doppeltes Unglück.“ 

Gerd: „Genau! Der entscheidende Dammbruch war die Aussetzung des Bürgergelds und die Umstellung von Geld- auf Sachleistungen für die Migranten durch die sächsische Regierung. In ihrem Übererfüllungseifer haben die Blockparteien Sachsen als erstes Bundesland in den Konkurs getrieben, also letztlich mehr für die Befreiung getan, als wir es mit einer eigenen Regierung geschafft hätten: stabile patriotische Mehrheiten in den Gemeinden – selbst Leipzig ist seit den schrecklichen Plünderungen mehrheitlich wieder vernünftig. Und wir haben ein florierendes Gesundheits- und Bildungswesen, wenn auch mehr oder weniger im Untergrund. Thüringen und die anderen Regionen sind auch bald reif für die Befreiung. Man muss flexibel sein. Neulich sind die Kühnels in den Wald gezogen wegen ihrer verbotenen Pilzpulver. Edgar meinte, einmal Gefängnis reicht als Erfahrung. Wir werden sie morgen mal besuchen.“

Simone: „Zum Glück klappt die digitale Überwachung hier nicht mehr seit unserem Handy- und WLAN-Boykott. Anfangs war das für die Unternehmer belastend, aber jetzt bereut es niemand mehr. Die Jugend blüht wieder auf, die Kinder kennen keine Computer- und Handy-Sucht mehr. Ihre Lieblingsfächer sind die praktischen Überlebensfächer wie Lebenskunde oder Ernährung. Die wichtigste Einführung in unseren freien Schulen scheint mir FB (Anm. d. Red.: Familienbefähigung), auch wenn das manchen zu sehr in die Vergangenheit geht.“

Veit ergänzt: „Ich finde auch lustig, dass die lockeren Fächer in Fremdsprachen abgehalten werden. Am Anfang versteht man nichts, aber es ist auch so klar.“ Amelie: „Wenn es nach Herrn Sandweg gegangen wäre, hätten wir Sport auf Altgriechisch oder Altgotisch gehabt. Französisch passt besser. Und Mathe auf Englisch ist auch ganz in Ordnung.“ „Haha, das mit Altgotisch war ein Scherz von Opa Harry.“ „Echt?“

Gerd greift den Faden wieder auf: „Die abschreckenden Beispiele von früher und aus der Zone (Anm. d. Red.: So nannten die Sachsen die Zone des Großes Austauschs, ZGA, also die Westgebiete und Berlin) sind schon wichtig, damit kein trügerisches Sicherheitsempfinden entsteht, dass sich das Normale und Vernünftige automatisch durchsetzt. Wir hatten es anfangs schwerer mit all den Engpässen und der Energieversorgung, aber was seitdem in der Zone abgeht, sollen die Kinder besser gar nicht so genau mitbekommen. Deswegen ist das Treffen in Polen ganz gut. Veit, da wirst du auch Ungarn kennen lernen, die dich hoffentlich zu mehr Eifer im Ungarischlernen bringen. Der Budapester Verteidigungsbund (BVV) der Visegradländer hat ja immerhin den Sitz in Budapest. Sachsen ist offiziell noch im ZGA-Regime, aber da hat man zunehmend weniger Freude an uns. Steuern versiegen mehr und mehr, die gleichgeschalteten Behörden und Institute sind von unseren Leuten unterwandert, unsere Rohstoffe liefern wir uns mit Holz und Kohle selber und den Rest bekommen wir über Ungarns Draht in den Osten. Der BVV hat mit der Verteidigungsgarantie für Sachsen einen Riegel für offene kriegerische Akte der NIWO vorgeschoben, wenn auch die Repressionen weitergeführt werden, vor allem die kleinen Nadelstiche, womit sie uns mürbe machen wollen. Wie realitätsfremd muss man sein, wenn man Granitschädel mit Mürbeteig verwechselt?“ 

Amelie fragt: „Was hat der Budapester Verteidigungsbund eigentlich von uns?“

Der Vater: „Wir sind aus seiner Sicht die Pufferzone gegen das NIWO-Gebiet, aus dem die Osteuropäer ja vor längerer Zeit ausgetreten sind, um sich nicht kalifatisieren zu lassen. (Anm. d. Red.: NIWO: Neue Islamische Weltordnung, eine Kombination aus der afroorientalischen neuen Leitkultur und der alten NWO amerikanischer Prägung). Und allmählich baut sich wieder eine Wertschätzung des Made in Germany, genauer gesagt Made in Saxony, auf. Es geht eben nichts über echte Fachkräfte und Fleiß. Die BVV-Staaten haben ja auch enorm unter der überall grassierenden exzessiven Übersterblichkeit seit der C-Impfung gelitten. Damals war man dort zwar schon skeptisch in Bezug auf den Großen Austausch, aber noch so EU-Geld-gierig, dass dieser Giftmist mitgetragen wurde.“ 

Simone ergänzt: „Die Übersterblichkeit war in den ersten Jahren nach Beginn der mRNA-Mordkampagne ja noch bei moderaten 25 Prozent im Jahr 2022, also auf Weltkriegsniveau, aber dann wurde sie immer schlimmer. Und die Geburtenrate brach ein. Dabei galt das Motto in den Grippemonaten: Impfschäden auffrischen! Hanno wimmert, ich werde ihm ein Gutenachtlied singen.“ 

Gerd: „Und ich spreche mal mit Elli. Sie war so still beim Essen, sehr ungewöhnlich.“ Simone: „Sie ist erst den zehnten Monat bei uns. Die Erinnerungen schwappen immer wieder hoch, gerade im Sommer.“

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Montagabend im Bürgerhaus: Um 18 Uhr beginnt die Gemeinde-Wochenversammlung. Auf ihr wird über die wichtigsten Fragen per Abstimmung entschieden. Die Älteren nennen die Versammlungen aus Gewohnheit noch „Montagsdemos“. Gerufen ist jeweils ein erwachsenes Familienmitglied, wobei seine Stimme ab zwei minderjährigen Kindern doppelt zählt. Als nach dem Wirtschaftszusammenbruch die regionale Macht der Bürgerallianz aus FREIEN SACHSEN, AfD, ASU und dem Bund für Natur und Kultur praktisch in den Schoß fiel, diskutierte man recht lange über die Frage nach dem auch formalen Vollzug des lang ersehnten Ausstiegs aus sämtlichen antisächsischen Organisationen. Die einen bestanden auf der Notwendigkeit einer korrekten Souveränität mit einer neuen Verfassung und einer eindeutigen Aufkündigung der alten Zwangsbeziehungen – und sei es zum Preis schmerzvoller Sanktionen und der Aufgabe der Idee eines Gesamtdeutschlands. Die anderen argumentierten mit der Zweckmäßigkeit, einen solchen formalen Radikalismus jetzt gerade nicht an die große Glocke zu hängen, wo Sachsen sowieso so unattraktiv geworden und die gegnerische Seite mit eigenen Verwerfungen beschäftigt war, dass der Wiederaufbau besser unter dem Radar vonstattengehen sollte. Zumal die meisten Sanktionen sowieso mit den Boykottwillen der Sachsen zusammenfielen, wie es im Bereich der Digitalisierung und der Düngung per Glyphosat und Pestiziden geschah. Wie schon in der C-Plandemie und den langen Kriegsjahren im Osten wollten die Sachsen ja überhaupt nichts Besonderes, nur eben die Befolgung der rechtmäßigen Ordnung, wie sie nun einmal, wenn auch durch die Siegermächte auferlegt, durch das Grundgesetz so schön dargestellt war. Wie und ob diese Debatte gelöst wurde, war den meisten Sachsen heute nicht ganz klar. Offenbar hatte jede Seite das Gefühl, die wichtigsten Aspekte eingebracht zu haben, so dass das Bewusstsein vorherrschte, ein freies Land zu sein. Der Konsens war: Gesunden muss Sachsen von unten. Die oberen Machtgefilde wurden als zu angreifbar durch den Feind und den allzu menschlichen Hang nach Macht und Korruption empfunden, so dass Parteien keine entscheidende Rolle mehr spielten, obwohl sie immer noch existierten.

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Sachsen war in den ersten Jahren nach dem Crash auf den Stand eines Agrarstaats zurückgefallen. Dass es wider Erwarten nicht zu einem militärischen Einschreiten gegen die ungehorsame Region kam, erklärten viele damit, dass mit der De-Industrialisierung für die führenden Kreise in Washington und anderenorts ja nun endlich der alte Morgenthau-Pan erfüllt war, der durch den Kalten Krieg nur zeitweilig außer Kraft gesetzt war, aber seit 1991 in immer größerer Beschleunigung verfolgt wurde. Im Nachhinein betrachtet gereichte das wirtschaftliche tiefe Tal für Sachsen allerdings unter der Hand zum Vorteil, weil alles in Richtung Selbstversorgung und Förderung der eigenen Produktion ausgerichtet wurde. So entstand eine lebendige und ungezwungene Solidarität der Bürger untereinander, die jede bittere Einschränkung versüßte. Die völlig am Boden liegende sächsische Automobilindustrie wurde dank vieler Innovationen und vor allem der patriotischen Käufereinstellung der Sachsen wieder als Leitindustrie aufgebaut, zumal der Zugverkehr durch die Bahn mit offenem und verdecktem Terror von Berlin sabotiert wurde. Mit der Zeit wurde Sachsen auch für die NIWO-Staaten attraktiv, weil es Dienstleistungen anbot, die man den krisengeschüttelten Bewohnern der Zone nicht verwehren konnte. Dies verschaffte Sachsen einen gewissen Schutz und Zeit, obschon allen klar war, dass die Vernichtungsagenda in der Westzone ungebrochen vorangetrieben wurde. 

Neben den etablierten Währungen kursierte der Meißener, die nichtoffizielle sächsische Währung, und erfreute sich breiter Akzeptanz, weil sie nur in Papierform existierte und somit die De-Digitalisierung unterstützte. Es wurden Genossenschaftsbanken gegründet, die zum gerechten Wiederaufbau des Immobilienmarktes führten.

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Die heutigen drei Tagespunkte der Bürgerversammlung wurden rasch mit absoluter Mehrheit abgearbeitet: Siebzehn Flüchtlinge, von denen die meisten aus der Oberpfalz kamen, hatten die halbjährige Probezeit glänzend bestanden und wurden als vollwertige Gemeindemitglieder aufgenommen. Alois und Ingrid mit fünf Kindern gleich mit doppeltem Stimmanteil. Die anfänglichen Sprachprobleme hatten sich dank der geselligen Natur der Oberpfälzer bald erledigt. Man verstand sie zwar immer noch nicht vollständig, aber schloss aus dem Kontext, um was es ihnen ging. Regelmäßig wurden aus dem Westen kulturfremde Migranten eingeschleust, die von der Gemeinde mit Butterbroten versorgt und umgehend zurück über die Außengrenzen gebracht wurden. 

Neben der König-Johann-Heilwasserquelle, die die Trinkwasserversorgung der Gemeinde gewährleistete, wurde der Bau eines Parkplatzes beschlossen, so dass es beim Abzapfen des Wassers zu keinen Verkehrsbehinderungen auf der schmalen Bergstraße kam. 

Für die Instandsetzung der Holzmühle konnte noch kein vertrauenswürdiger Investor gefunden werden. Die bereits fortgeschrittene Wiederaufforstung der Wälder mit einer Vielfalt an ursprünglichen Laubbäumen weckte Zuversicht, dass sich früher oder später der wirtschaftliche Reiz des Buchen- und Lindenholzes durchsetzen würde.

Wie üblich wurden die unter alten und neuen Repressionen leidenden Familien erwähnt. Hier kümmerten sich in erster Linie die jeweils unmittelbaren Nachbarn um den Ausgleich der Schäden. 

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Veit und die anderen „Abgeordneten“ für das Jugendtreffen, Uwe, Monika und Heidi, quetschten sich mit etwas Glück noch in den verspäteten Sachsenexpress, der zwischen Hof und Zittau von einer alten Dampflok gezogen wurde, die bei jedem Bremsvorgang den Rekord in Quietsch-Dezibel zu übertreffen schien. Die unfreiwillige Enge in den Zügen wurde für das gemeinsame Singen bekannter Lieder genutzt, die meist in der legendären Widerstandszeit unmittelbar nach Beginn der C-Plandemie entstanden waren. Viele alte Lieder erfreuten sich ebensolcher Beliebtheit wie zum Beispiel „Wach auf, wach auf, du deutsches Land“ oder „O Magdeburg, halt dich feste“. Beide aus dem 16. Jahrhundert. Die Menschen wunderten sich über sich selbst, dass sie sich die Texte auf einmal wieder merken konnten, was früher offenbar durch den digitalen Dauerstress der Gehirne torpediert wurde. In Görlitz übernachteten die Reisenden bei Freunden am Ufer der Neiße. Obwohl die Grenzkontrollen gewöhnlich lax ausfielen, wollten sie kein Risiko eingehen und setzten am nächsten Morgen mit einem Schlauchboot auf die polnische Seite über. 

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 „Was heißt, er kommt ein bisschen später?!“ erregte sich Gerd, als er von den drei zurückgekehrten Festival-Besuchern aufgesucht wurde. „Wir konnte ihn nicht mehr überreden. Da war ein Mädchen namens Joasia und Veit hat sich sofort in die verguckt. Am zweiten Tag haben sie nur noch in deutschen und polnischen Versen miteinander geredet. Keine Chance. Sie war in einer Pfadfindergruppe. Nach dem Festival ist er mit ihnen gefahren, nach Tarnow oder so, irgendwo hinter Krakau, und sagte, er wolle sich Joasias Eltern vorstellen und käme dann sofort zurück.“ „Sehr ehrenhaft. Uns wäre es aber lieber gewesen, wenn sie erst mal zu uns gekommen wären.“ „Das wollen sie auch. Joasia will in Dresden Wasserbau studieren. Sie spricht sehr gut Deutsch und Veits Polnisch ist ja sowieso perfekt, obwohl sie immer über seine Ausdrücke aus dem 18. Jahrhundert lacht, die er sich bei den Klassikern angelesen hat.“

Knapp zwei Wochen danach tauchte Veit auf. Die Rückreise hatte sich verzögert, weil die Grenzen wegen einer potentiellen neuen C-Variante wieder einmal geschlossen wurden. Nachdem er eine Woche abwartete, entschloss er sich, nachts die Neiße zu durchschwimmen und so den Drohnen ein Schnippchen zu schlagen. Er berichtete von regem Austausch mit Anhängern der Schauberger-Lehren. Später sollten seine Entwicklungen als die Fröbau’schen Trinkwasserfilterleitungen weit über Sachsens Grenzen bekannt werden.    

■ Jochen Stappenbeck

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