Willy Brandt im Jahr 1966. Da dauerte es noch drei Jahre, bis er Kanzler wurde. Foto: 976d84,By Anefo -8 http://proxy.handle.net/10648/ab0718d2-d0b4-102d-bcf8-00304 CC0.

Russische Serie: Als Brandt und Breschnew die Welt retteten

Eine Serie über einen deutschen Kanzler feiert in Russland Erfolge

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Der neue russische Vierteiler „Dорогой Вилли“ („Lieber Willy“) ist kein gewöhnliches Historienkino.

Auf den ersten Blick wirkt es wie eine klassische Spionagegeschichte: Der ehemalige KGB-Agent Vardanow erinnert an einen sowjetischen James Bond – er schlägt vier Gegner mit bloßen Händen nieder, entkommt halsbrecherisch einer Verfolgung im Auto und beginnt, wie es sich für einen Helden seines Fachs gehört, eine gefährliche Romanze mit einer Spionin der Gegenseite. Doch all das geschieht ohne den britischen Glamour und die glatten Oberflächen des Westens – vor einem sowjetischen Hintergrund, der mit Wärme, aber auch mit feiner Ironie gezeichnet ist. Seine Mission ist nichts Geringeres, als die Menschheit vor einem Atomkrieg zu retten – und das Erstaunliche: Der Film beruht auf wahren Begebenheiten:

Ende der 1960er Jahre: Die USA planen, in Westdeutschland Atomraketen zu stationieren, deren Sprengköpfe in nur fünfzehn Minuten russische Städte erreichen könnten. In Moskau fordert die Parteiführung eine symmetrische Antwort, denkt laut über einen Präventivschlag nach und schickt atomar bewaffnete U-Boote in Richtung Westen. Doch auf dem Weg in den nuklearen Abgrund stehen keine Helden der Ideologie, sondern Männer, die bei aller Verschiedenheit eines verbindet – eine schlichte, unzerstörbare Lebenslust.

Diese Lebemänner sind keine Unbekannten: Leonid Breschnew und Willy Brandt. Breschnew bemüht sich, einen inoffiziellen Kommunikationskanal zu seinem „Freund Willy“ zu schaffen – zuverlässig, verschwiegen und undurchsichtig für westliche Geheimdienste, die Stasi und sogar für den eigenen KGB. Auch Willy Brandt, durch die sogenannte „Kanzlerakte“ in seiner Handlungsfreiheit gebunden, erkennt die Notwendigkeit eines solchen stillen, persönlichen Austauschs.

Hinter den Gesichtern der Macht

Der Film, mit liebevoller Genauigkeit für die Epoche inszeniert und von großem Respekt gegenüber Deutschland und den Deutschen geprägt – was in der heutigen geopolitischen Lage keine Selbstverständlichkeit ist –, erinnert daran, dass Diplomatie nicht nur in Sälen, sondern zwischen Menschen geschieht. Hinter den Gesichtern der Macht zeigt sich hier mitunter Wärme, sogar leise Ironie. Während westliche Produktionen den Kalten Krieg oft als triumphale Legende erzählen, wagt diese Serie das Gegenteil: Sie zeigt die 1960er Jahre als Zeit der Ungewissheit, in der selbst Breschnew und Brandt nicht aus Bronze, sondern aus Fleisch und Zweifel sind.

Der Darsteller Sergej Makowezki verleiht seinem Breschnew – der sonst zu Unrecht oft als Witzfigur in den Erzählungen seiner Zeit erscheint – Menschlichkeit ohne Sentimentalität: einen Politiker, der denkt, zweifelt und auch lacht. Ihm gegenüber steht Kirill Kjaro als Willy Brandt – glaubwürdig bis in die kleinsten Gesten, mit jener stillen Melancholie, die den echten Brandt auszeichnete. Dieses Duett trägt die Serie.

So ist dieser Mini-Thriller weniger ein Spionagedrama als eine Reflexion über Verantwortung. Er zeigt, dass Frieden nie selbstverständlich ist, sondern aus unzähligen stillen Gesten entsteht – einem Brief, einem Blick, einem unausgesprochenen Vertrauen. Und manchmal trägt menschliche Schwäche mehr zum Frieden bei als jede makellose Tugend.

Visuell überzeugt „Lieber Willy“ durch detailgetreu rekonstruierte Räume und Kostüme, die den Atem der Epoche spürbar machen, ohne museal zu wirken. Die Regie hält den Rhythmus straff, die Kamera bleibt ruhig, fast kontemplativ – genau darin liegt die Stärke des Werks: Es nimmt den Zuschauer ernst.

Die Serie fesselt von der ersten bis zur letzten Minute. Ich sah sie in einem Atemzug – und wünsche mir, dass sie bald ins Deutsche übersetzt und dem hiesigen Publikum zugänglich gemacht wird.

Ilia Ryvkin

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