Skizze von Nikolaus Kopernikus aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, sein Hauptwerk im Hintergrund hineinmontiert. Foto: GROK.

Schweden: Uraltes Kopernikus-Buch aufgetaucht

Ein Deutscher revolutionierte die Welt.

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Nikolaus Kopernikus (1473–1543) gilt als einer der Begründer der modernen Astronomie. Entgegen aller anderslautenden Legenden war Kopernikus nicht Pole, sondern Deutscher. Er selbst schrieb seine Werke auf Deutsch und Latein und fühlte sich der deutschen Kultur verbunden. Sein Fall erinnert an Ernst Moritz Arndt und Caspar David Friedrich, die zwar im Königreich Schweden aufwuchsen, aber deutscher Volkszugehörigkeit waren.

Die Familie Koppernigk gehörte zur deutschsprachigen Bürgerschaft der Hansestadt Thorn im Kulmerland, der ältesten Stadt Preußens, die sich im Dreizehnjährigen Krieg im Verein mit dem Preußischen Bund aus dem Deutschordensstaat gelöst und sich 1467 als Teil des autonomen Königlichen Preußen dem König von Polen als Schutzherrn unterstellt hatte. Die Souveränität des polnischen Königs über das Ermland war allerdings nur relativ und nicht absolut.

Sein kurz vor seinem Tod im Jahr 1543 veröffentlichtes  Hauptwerk „De revolutionibus orbium coelestium“ („Die Umdrehungen der Himmelskörper“) markierte einen Wendepunkt in der Wissenschaftsgeschichte, indem es das heliozentrische Weltbild einführte – die Idee, dass die Erde und die anderen Planeten um die Sonne kreisen, statt umgekehrt. Kopernikus schrieb jahrzehntelang an dem Buch, das somit als seine intellektuelle Lebensleistung betrachtet werden kann.

Der Dom zu Frauenburg im Ermland. Hier wirkte Nikolaus Kopernikus. Foto: By © Scotch Mist / Wikimedia Commons / CC BY-SA 4.0, CC BY-SA 4.0.

Nach dem Studium der Mathematik und Astronomie an der Universität Krakau reiste der 1473 in Thorn im Kulmerland geborene Kopernikus 1496 nach Italien, wo er in Bologna Kirchenrecht und Astronomie studierte und in Padua Medizin. Diese Ausbildung ermöglichte ihm den Zugang zu antiken Schriften, darunter Werke von Aristarchos von Samos, der bereits im 3. Jahrhundert v. Chr. ein heliozentrisches Modell vorgeschlagen hatte – wenn auch unvollständig.

Wirkungsstätte Frauenburg im Ermland

Ab 1503 wirkte Kopernikus als Kanoniker an der ermländischen Domschule im ostpreußischen Frauenburg, wo er neben administrativen Aufgaben astronomische Beobachtungen durchführte. Der wissenschaftliche Kontext seiner Zeit war vom geozentrischen Modell des Ptolemäus dominiert, das in seinem Werk Almagest (2. Jahrhundert n. Chr.) die Erde als festen Mittelpunkt des Universums darstellte. Um Beobachtungen wie die rückläufige Bewegung der Planeten zu erklären, nutzte Ptolemäus komplizierte Konstruktionen wie Epizyklen (kleine Kreise auf großen Kreisen) und Equanten (Punkte, von denen aus die Bewegung gleichförmig erschien). Kopernikus kritisierte diese Komplexität, insbesondere den Equanten, da er die aristotelische Idealvorstellung von gleichförmigen Kreisbahnen verletzte. Sein Antrieb war nicht nur theoretisch: Er wollte Berechnungen für kirchliche Kalender vereinfachen, etwa zur Festlegung des Osterdatums.

Die Grundlage für De revolutionibus legte Kopernikus bereits um 1510–1514 mit einer kurzen Handschrift namens Commentariolus („Kleiner Kommentar“). Darin skizzierte er erstmals sein heliozentrisches Modell: Die Sonne steht im Zentrum, die Erde dreht sich um ihre Achse und umkreist die Sonne wie die anderen Planeten. Er führte den Begriff des „mittleren Sonne“ ein, um den durchschnittlichen Sonnenstand zu beschreiben. Diese Schrift zirkulierte nur unter wenigen Vertrauten und blieb anonym.

Die eigentliche Arbeit am großen Werk begann um 1517, obwohl einige Quellen den Hauptteil erst in den 1530er Jahren ansetzen. Kopernikus verfeinerte seine Modelle über drei Jahrzehnte hinweg durch Beobachtungen – darunter solche des Planeten Merkur, die er von dem Nürnberger Astronomen Bernhard Walther übernommen hatte – und mathematische Berechnungen. Er behielt Epizyklen bei, um Ungleichmäßigkeiten zu erklären, eliminierte aber den Equanten, was das System simpler machte. Dennoch zögerte er mit der Veröffentlichung: Die Idee widersprach nicht nur der gängigen Wissenschaft, sondern auch biblischen Interpretationen, die die Erde als unbeweglich darstellten.

Ein Wendepunkt kam 1539, als der junge Mathematiker Georg Joachim Rheticus (eigentlich Georg Joachim von Lauchen) aus Wittenberg Kopernikus im Ermland besuchte. Beeindruckt vom Manuskript, verfasste Rheticus 1540 die Narratio Prima („Erste Erzählung“), eine nicht-technische Zusammenfassung, die in Danzig erschien und 1541 in Basel nachgedruckt wurde. Die positive Aufnahme ermutigte Kopernikus. 1542 veröffentlichte er einen Auszug zur Trigonometrie aus seinem Werk.

Bucherscheinung kurz vor dem Tod

Unter dem Druck von Rheticus und mit Unterstützung des Bischofs Tiedemann Giese übergab Kopernikus das Manuskript schließlich zur Drucklegung. Rheticus brachte es nach Nürnberg zum Drucker Johannes Petreius. Während des Druckprozesses fügte der lutherische Theologe Andreas Osiander ein anonymes Vorwort („Ad lectorem“) hinzu, das das Werk – vermutlich aus Opportunitätsgründen – als bloße Hypothese darstellte. Dies sollte Kontroversen mildern, erregte aber später Unmut, da Kopernikus seine Theorie als wahr ansah. Das Buch, gegliedert in sechs Teile (von Kosmologie über Erddrehung bis zu Planetenbahnen), erschien 1543 in Nürnberg. Kopernikus, der an einem Schlaganfall litt, erhielt ein Exemplar kurz vor seinem Tod am 24. Mai 1543.

Das Werk wurde Papst Paul III. gewidmet, um kirchliche Bedenken vorwegzunehmen. Obwohl es zunächst keine Zensur erfuhr, landete es 1616 auf dem Index der verbotenen Bücher der katholischen Kirche – mit der Auflage, es als Hypothese zu präsentieren. Die Entstehung von De revolutionibus war ein Prozess langsamer Reifung, geprägt von Vorsicht und intellektueller Kühnheit. Ohne Rheticus‘ Initiative hätte das Buch vielleicht nie das Licht der Welt erblickt. Es ebnete den Weg für die Kopernikanische Revolution, die spätere Astronomen wie Kepler und Galileo inspirierte, und veränderte unser Verständnis des Universums grundlegend. Heute gilt es als Meilenstein der Wissenschaft, der zeigt, wie eine einzelne Idee Jahrhunderte alte Paradigmen erschüttern kann.

Unerwarteter Weihnachtsfund in Schweden

In der Universitätsbibliothek Lund in Schweden ist nun überraschend ein seltenes Exemplar des bahnbrechenden Werks  aus dem 16. Jahrhundert wiederentdeckt worden. Der Schwedische Rundfunk (SR) berichtet darüber unter Berufung auf die Zeitung „Sydsvenskan“ und erwähnt, dass bei der Suche offenbar Künstliche Intelligenz eine entscheidende Rolle spielte. Das gefundene Exemplar stammt aus der zweiten Auflage von 1566, von der weltweit bislang rund 325 Stück bekannt sind. Es wurde entdeckt, als Bibliotheksmitarbeiter einen kürzlich digitalisierten alten Karteikatalog mit Hilfe von KI durchforsteten, wie der Bibliothekar Kristian Knutsson berichtet. Das Werk war in einem Sammelband mit einem anderen Buch eingebunden und daher jahrzehntelang übersehen worden.Nun stellt sich die Frage, welche weiteren verborgenen Schätze die Bibliothek noch birgt, die bisher unbekannt oder in Vergessenheit geraten sind. Die Universitätsbibliothek von Lund dürfte sich über dieses unerwartete Weihnachtsgeschenk jedenfalls gefreut haben.

Kurt Koriath

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