Das Wappen von Transnistrien. Quelle: Privat.

Ukrainischer Gaskrieg gegen Transnistrien

Der Kältekrieg des Westens

In der brandneuen AUFGEWACHT–Ausgabe mit dem Titel „Merz: Blackrock-Kanzler im Kriegsrausch“ findet sich ein spannender Reisebericht von Michael Brück nach Moldau und Transnistrien. Wie lebt es sich in einem Land, das kaum jemand anerkennt? Und wie ist das Verhältnis zwischen Moldau und Transnistrien, über 30 Jahre nach dem Bürgerkrieg? Jetzt die brandneue AUFGEWACHT-Ausgabe mit dem Titel  „Merz: Blackrock-Kanzler im Kriegsrausch“ lesen! HIER BESTELLEN!

Es ist kalt geworden in Tiraspol, der Hauptstadt von Transnistrien. Jenem Land, das sich selbst „Pridnestrowische Moldauische Republik“ nennt, international nicht anerkannt wird, aber seit einem Bürgerkrieg mit Moldau, der 1992 mit einem Einfrieren des Konfliktes endete, faktisch als de-facto-Staat zwischen Moldau und der Ukraine existiert. Auch dank über 1000 russischen Soldaten, die als Friedensmission den Waffenstillstand überwachen und gleichzeitig allzu aggressiven Protagonisten westlicher Ausbreitungsphantasien deutlich machen, welch starke Verbündete das kleine, weniger als 500.000 Einwohner zählende Transnistrien hat. Genau diese Bündnispolitik hat Transnistrien jedoch zum Ziel einer beispiellosen Aggression gemacht, die das Land in eine große Krise stürzt: Der östliche Nachbar Ukraine, bekanntlich seit bald drei Jahren im offenen Krieg mit Russland, hat seit dem 1. Januar 2025 den Gastransit aus Russland, mit dem bisher u.a. Transnistrien und Moldau versorgt wurden, unterbunden. Was für Moldau, ärmstes Land Europas und von gesellschaftlichen Konflikten zerrissen, ein Problem darstellt, ist für Transnistrien eine Katastrophe.

Die künstlich herbeigeführte Energiekrise

Bisher wurden sowohl Moldau als auch Transnistrien aus dem Kraftwerk Cuciurgan im Süden von Transnistrien, weniger als 100 Kilometer von der ukrainischen Küstenstadt Odessa entfernt, versorgt. Dabei wurde das Gas aus Russland für Transnistrien kostenlos zur Verfügung gestellt, sogar die Transitgebühren an die Ukraine wurden übernommen – eine große Unterstützung für das kleine Land, in dem Russisch Alltagssprache ist und etwa die Hälfte der Bewohner ebenfalls über einen russischen Pass verfügt.

Als Tiraspol noch leuchtete: Das „Haus des Rates“ Ende 2024. Foto: Privat.

Transnistrien selber, besser gesagt der Energieversorger Tiraspoltransgas, konnte anschließend mit der Energie auch Moldawien versorgen, die – vergleichsweise niedrigen – Gebühren waren eine willkommene Einnahmequelle für das Land am Dnistr, gleichzeitig profitierte Moldau von deutlich günstigeren Energiepreisen, als sie etwa bei einem Import aus EU-Nachbarländern zu zahlen gewesen wären. Für Moldau und Transnistrien war diese Kooperation daher eine Win-Win-Situation. Und vermutlich auch der Grund, warum nun die Ukraine versucht, durch den Stopp des Gastransits einen neuen Konflikt zu schüren.

Spaltung in Moldau könnte sich vertiefen

In Moldau tobt ein erbitterter Streit zwischen EU-Gegnern und Befürwortern, neben dem eigenständigen Transnistrien gibt es mit Gagausien eine zweite, russischsprachige Region, die innerhalb Moldaus weitreichende Autonomie erhalten hat. 95 % der Menschen stimmten dort zuletzt gegen das Vorhaben eines mittelfristigen EU-Beitritts von Moldau, landesweit setzte sich am Ende (durch die Stimmen der moldauischen Diaspora in den EU-Ländern) das pro-EU-Lager mit einer hauchdünnen Mehrheit durch. Wie üblich (und von anderen Wahlen, zuletzt etwa in Rumänien und Georgien bekannt) werfen die EU-Befürworter Russland routinemäßig eine Einmischung in die moldauische Politik vor, während die EU selber erst im Oktober ankündigte, Moldau mit 1,8 Milliarden (!) Euro finanziell unter die Arme greifen zu wollen. Der Riss zwischen West, Ost und einem neutralen Mittelstatus zieht sich durch die gesamte Gesellschaft. Und Unruhen, wie jetzt bewusst durch eine künstliche Energiekrise geschürt, sollen aus diesem Riss offenbar einen offenen Konflikt machen.

Was tun? Vielleicht hätte Lenin, hier in 18 Metern Höhe vor dem Parlament wachend, eine Antwort. Quelle: Privat.

Tatsächlich trifft der ukrainische Energieangriff vor allem Transnistrien, denn Moldau kann den Ausfall des transnistrischen Kraftwerkes besser abfedern, auch durch Energie aus dem Westen. Zu teureren Preisen, versteht sich. In Transnistrien verdunkeln sich dagegen die Straßen, ein Großteil der Produktion steht still und täglich werden die Energiesparmaßnahmen umfangreicher. Am Freitagabend (3. Januar) wurde beispielsweise mit einer generellen Abschaltung des Stroms zwischen 18 und 22 Uhr begonnen, weitere ähnliche Schritte dürften folgen. Während orthodoxe Christen, von denen es auch in Transnistrien viele gibt, am 6. und 7. Januar traditionell Weihnachten feiern, ist es in ihrem Land kalt geworden und ein Ende dieser Krise ist (vorläufig) nicht in Sicht.

Hunderttausende frierende Zivilisten

Zwar gibt es die Möglichkeit, über eine alternative Route Gas von Russland nach Moldau zu liefern, allerdings besteht Gazprom auf die vorherige Begleichung offener Schulden durch Moldau, die laut russischer Auffassung bei mehreren hundert Millionen Dollar liegen, aus moldauischer Sicht jedoch nicht einmal 10 Millionen Dollar betragen würden. Durch die festgefahrene Situation, die gegenläufigen Ansichten und vor allem die deutlich bessere energietechnische Situation, in der sich Moldau derzeit befindet, ist der Druck westlich des Dnistr deutlich kleiner als östlich des Flusses, der Moldau und Transnistrien trennt. Zufriedenheit dürfte jedoch – vorerst – noch ein Stück weiter östlich herrschen: Der Ukraine ist es durch ihr Druckmittel, den Gastransit, gelungen, Moldau und Transnistrien zu destabilisieren.

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Die Taktgeber der ukrainischen Politik aus Übersee dürften zufrieden sein. Währenddessen sind die Mainstreammedien der Bundesrepublik, die sich regelmäßig empören, wenn sich die Lebensbedingungen von Zivilisten in der Ukraine durch Angriffe auf die Strom- oder Gasversorgung verschlechtern, sehr ruhig. Und wenn doch etwas geschrieben wird, kommt bei den selbsternannten Qualitätsjournalisten fast schon Freude über ein paar hunderttausend frierende Transnistrier durch: „Russischer Lieferstopp: Bricht Transnistrien jetzt zusammen?“, titelt etwa die FAZ. Zivilisten sind für die propagandistischen Vorturner des Wertewestens eben nicht gleich Zivilisten, selbst wenn sie nur durch ein paar wenige Kilometer getrennt sind.

■ Michael Brück

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