Johann Wadephul im Jahr 2014. Foto: Sven Teschke, CC BY-SA 3.0 de.

Wadephul im Wahn? „Syrien schlimmer als Deutschland 1945“

Ungenügende Geschichtskenntnisse des Bundesaußenministers

Unser bewegendes und hochinformatives AUFGEWACHT-Sonderheft „Dresden 1945: Die Zerstörung von Elbflorenz“ über die Zerstörung von Dresden und anderen deutschen Städten durch alliierte Bomberverbände. HIER bestellen!

In einer Sitzung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion am Dienstag hat Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) für Aufregung gesorgt. Er verglich die aktuelle Lage in Syrien mit der Zerstörung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg und erklärte: „Syrien sieht schlimmer aus als Deutschland 1945.“ Die Aussage, die so nach Aussagen verschiedener Medien fiel, diente als Unterfütterung für die Forderung Wadephuls, doch keine Abschiebungen nach Syrien vorzunehmen, wie sie von den Unionsparteien im zurückliegenden Wahlkampf noch versprochen wurden.

Die Aussage führte zu großer Aufregung in den sozialen Netzwerken. Dort stellten viele Bürger die Frage, ob eine solche Aussage einer faktenbasierten Prüfung standhält. Eine Analyse der Zerstörung in beiden Ländern zeigt: Nein. Wadephuls Formulierung ist emotional aufgeladen, aber historisch und statistisch übertrieben. Syrien leidet zweifellos unter katastrophalen Folgen des jahrelangen Krieges, doch der Maßstab der Zerstörung Deutschlands 1945 war in seiner Intensität und Systematik einzigartig.

Das Ende des Zweiten Weltkriegs hinterließ Deutschland als rauchendes Schlachtfeld. Der alliierte Bombenkrieg von 1942 bis 1945 zielte systematisch auf Städte, Industrie und Verkehrsnetze ab. In Deutschland wurden durch Bombenangriffe und Kampfhandlungen am Boden mehr als 900 große und kleine Städte zerbombt oder zerschossen.

Zonen totaler Vernichtung

Nicht nur die Großstädte wurden mit verheerenden Luftangriffen überzogen, sondern auch kleine und mittelgroße Städte wie Nordhausen, Halberstadt, Bad Reichenhall oder Hameln mit Massen an Spreng- und Brandbomben oft noch ganz kurz vor Kriegsende regelrecht plattgemacht. In Städten wie Hamburg, Kassel, Pforzheim, Dresden oder Darmstadt gelang es den alliierten Bomberflotten, sogenannte Feuerstürme zu entfachen, die alles vollständig verbrannten und bei denen so hohe Temperaturen erzeugt wurden, dass sogar Glas zum Schmelzen gebracht wurde. Hier entstanden Zonen totaler Zerstörung, in denen kein Stein auf dem anderen blieb.

Dortmund 1945
Luftbild der völlig zerstörten westfälischen Metropole Dortmund nach dem Zweiten Weltkrieg. Quelle: Von Not mentioned in the source – https://flic.kr/p/dk5eSt San Diego Air & Space Museum, CC0.

Die Amputation Deutschlands und die Vertreibung von bis zu 15 Millionen Deutschen aus den Ostgebieten wie auch den deutschen Siedlungsgebieten in Osteuropa hielt bis 1950 an.

Der Historiker Karlheinz Weißmann stellte dazu in seinem Buch „Die Besiegten: die Deutschen in der Stunde des Zusammenbruchs“ fest:

„Die Angaben über die Zahl der Opfer schwanken naturgemäß. Bis in die achtziger Jahre wurde versucht, eine möglichst kleine Ziffer durchzusetzen, aber es hat sich die Auffassung behauptet, dass von den 15 Millionen Vertriebenen etwa 2,5 bis 3 Millionen umgekommen sind. Diese Ziffern sind für sich genommen schon ungeheuerlich. Einen vergleichbaren Vorgang hat es in historischer Zeit niemals gegeben.“

Die Vertriebenen kamen in ein Land, in dem ein Drittel des Wohnungsbestandes zerstört war, in den Großstädten häufig sogar 90 Prozent.

Insbesondere hatten die damaligen Deutschen nicht die Möglichkeit gehabt, die sich den Syrern seit 2015 bot: Nämlich einin ein anderes Land auszuwandern, in dem die dortigen Steuerzahler dann einfach eine All-Inclusive-Versorgung für diese Personen übernommen haben.

Absurde Behauptung über türkische Gastarbeiter

Außenminister Wadephul hat mit seinem Vergleich einmal mehr einen Beleg für sein mangelhaftes historisches Wissen geliefert. Zuletzt hatte er in einem Interview mit der türkischen Zeitung „Hürriyet“ zum Thema türkische Gastarbeiter behauptet:

„Sie haben das moderne Industrieland Deutschland mit aufgebaut.“

Auch eine komplett falsche und ahistorische Behauptung, denn das deutsch-türkische Anwerbeabkommen datiert aus dem Jahr 1961 – da hatte die Bundesrepublik das Industrieland Großbritannien beim Pro-Kopf-Einkommen allerdings gerade eingeholt und die Enttrümmerung war größtenteils abgeschlossen.

Wir empfehlen Herrn Wadephul dringend die Lektüre der beiden AUFGEWACHT-Sonderhefte „Die Vertreibung der Deutschen: Das große Tabu der Zeitgeschichte“ sowie „Dresden 1945: Die Zerstörung von Elbflorenz“, um solche peinlichen Patzer in Zukunft zu vermeiden. Außerdem empfehlen wir Herrn Wadephul, einfach mal mit der typisch deutschen Unsitte aufzuhören, die Opfer und Leistungen des eigenen Volkes abzuwerten. Leider ist aber bei dieser Bundesregierung mit der Fortsetzung der Tendenz zu rechnen, die eigene Nationalgeschichte weiter als politische Zuchtrute gegen das eigene Volk zu verwenden.

 Arne Schimmer

Abonniert unseren Telegram-Kanal https://t.me/aufgewachtonline

Abonniert unseren X-Kanal: https://x.com/AufgewachtS


Kostenlose AUFGEWACHT-Leseprobe herunterladen: https://aufgewacht-online.de/leseprobe/

AUFGEWACHT Online

Abonnieren Sie die Stimme des Widerstands

Cookie-Einwilligung mit Real Cookie Banner