Friedensfahrt nach Serbien

Druschba: Friedensfahrt nach Serbien

Menschliche Begegnungen zeigen die Verwundbarkeit und das Widerstandspotential der Völker

Der Druschba-Fahrer und AfD-Abgeordnete Rainer Rothfuß veranstaltete am 20. März 2024 im Bundestag ein Serbien-Symposium, das die völkerrechtswidrige Bombardierung Jugoslawiens vom 24. März bis zum 9. Juni 1999 durch 19 NATO-Staaten unter Beteiligung der rot-grünen BRD-Regierung zum Thema hatte. Bei der anschließenden privaten Friedensfahrt nach Serbien mit über 30 Teilnehmern wurde dem serbischen Präsidenten Alexandar Vučić bei einem gemeinsamen Abendessen am 24. März das Sweatshirt mit dem Logo der Friedensfahrt überreicht.

Nicht, dass wir beruflich und mit der Organisation der Bautzener Mahnwache unterbeschäftigt wären, aber zu diesem Datum mussten meine Frau Katrin und ich vor Ort sein, um im Namen der Oberlausitzer ein Zeichen gegen die Eskalationspolitik zu setzen. Wir luden noch ein paar Friedensfreunde ins Wohnmobil und sausten südwärts bis zur Stadt Niš. Thomas Schenk von Eingeschenkt.tv war auch im Bunde und präsentiert demnächst seine Doku. Anders als bei den Druschba-Fahrten nach Russland, Polen und Weißrussland reagierten die Menschen zunächst zurückhaltend auf uns Westler – tauten dann aber bald auf. Kein Wunder, denn recht betrachtet erstreckten sich die internationalen Beziehungen zwischen Serbien und Deutschland bislang vor allem auf Kriege. Heute fühlen sich die Serben wie die dreizehnte Fee, ein stolzes slawisches Volk, das den Russen nahesteht und entsprechend beargwöhnt und bedrängt wird, wann es sich denn endlich an den Sanktionen beteiligen will. Russland ist nicht nur traditionell die orthodoxe Schutzmacht der Serben, sondern verhindert mit seinem Vetorecht die UN-Mitgliedschaft des Kosovo. Wie bekommt der Westen diese Doppelmoral hin? Der Austritt der Krim aus der Ukraine ist nicht gestattet, aber den Kosovo darf man einfach so abspalten! Die letzten Parlamentswahlen fanden 2022 kurz nach der Kriegseskalation in der Ukraine statt und brachten neben der Pro-EU-Richtung und der eher liberal-konservativen Regierungspartei noch den „Patriotischen Block“ ins Parlament, so dass die Partei von Staatspräsident Aleksandar Vučić mit ihren traditionellen Koalitionspartnern die absolute Mehrheit verlor. Aus den Gesprächen hörten wir aber viel Sympathie für ihn. Er reist oft im Land herum und spricht mit den Menschen. Er laviere geschickt zwischen Brüssel und Moskau, zwischen West und Ost. So wird China ein immer bedeutender Investor, neben Russland auch im Militär. Gleichzeitig verkündete Vučić Ende Februar den Wunsch, für drei Milliarden Euro französische Jäger vom Typ Rafale zu kaufen.

Zu den Feierlichkeiten am 24. März in Prokuplje regnete es in Strömen. Vučić verzichtete auf den Schirm und gedachte der Opfer. Wenn mein Volk im Regen steht, dann will ich mich nicht ins Trockene flüchten… Bereits Stunden vor Beginn staute sich eine schier endlose Fahrzeugschlange in den kleinen Ort hinein. Viele tausend Menschen kamen freiwillig, weil sie ihren Präsidenten hören wollten. Es war vor allem das einfache Volk, ja selbst die Ärmsten, so schien es uns.

Serbien Friedensfahrt Kränze

Im Anschluss trafen wir in Niš auf den Rechtsanwalt Prof. Dr. Srđan Aleksić, der 2018 für 4.000 Mandanten Sammelklagen gegen die NATO eingereicht hatte wegen der Verseuchung der Böden und des Grundwassers ihrer Heimat mit abgereicherter Uranmunition. Bratislav Milošević schilderte als eines der Opfer seine für viele tausend zusätzliche Krebserkrankte stehende Erkrankungsgeschichte seit dem ungeschützten Kontakt mit den hochtoxischen Substanzen, die beim Einschlag der panzerbrechenden Uranmunition der US-Kampfjets A10 tonnenweise in die Umwelt gelangten. Die Uranmunition liegt teilweise heute noch herum. „Überall auf der Welt derselbe Mist: Diktatoren, die die Völker krank machen und vernichten,“ bemerkte Katrin.

Der EU-Gerichtshof fordert aber für die serbischen Opfer Beweislastumkehr: Sie sollen gefälligst nachweisen, dass die Schädigungen auf die Munition zurückzuführen ist! Jede einzelne! Beim Angriff wussten es die Armeen natürlich, dass man sich schützen muss. Alle Angreifenden bis auf die Italiener. Warum sie nicht, ist unklar. Ihre Soldaten nahmen teilweise Granatsplitter als Andenken mit, die sie dann verstrahlten. Die vielen Kranken beauftragten einen italienischen Anwalt, der Recht bekam! Denn es gab ja eine Kontrollgruppe, nämlich die Militärs der anderen Angriffsteilnehmernationen, die sich geschützt hatten.

Gegen diesen unsäglichen Doppelstandard, diese Verflechtung von Justiz und Politik, müssen wir uns wehren. Das ist eine Mammutaufgabe, aber alle zusammen werden wir sie schon stemmen. Der ungeimpfte Wunderserbe und neue Rekordhalter im Tennissport als älteste Nummer eins, Novak Đoković, macht vielen Landsleuten Mut. Eine knappe Mehrheit der knapp sieben Millionen Serben blieb von der C-Injektion unberührt. Dennoch ist der demographische Schrumpfungsprozess auch hier ungebrochen. Er ist vor allem der Abwanderung geschuldet. Mitte der 1990er lebten noch acht Millionen im Land.

Berührt waren wir auch von der Schönheit des Landes mit seinen Gebirgen. Besonders in der Stadt Niš am Fuße des Stara Planina-Gebirges konnten wir das ursprüngliche Leben der einfachen Serben erleben. Eine Ahnung von der stolzen Mentalität gibt die reiche Geschichte der Stadt. Kaiser Konstantin, der 313 das bis dahin verfolgte Christentum den anderen Religionen gleichgestellt hatte, war hier zur Welt gekommen. 1804 bis 1813 versuchten serbische Aufständische vergeblich, die Stadt unter ihre Kontrolle zu bringen. Als Niš von den Osmanen belagert wurde und den Belagerten die Munition ausging, sprengten sich am 31. Mai 1809 über 1000 Aufständische selbst in die Luft.

Persönliche Gespräche in Touristenbüros, auf der Straße oder in unserem kleinen Hotel begannen reserviert, endeten aber fast immer mit herzlichen Umarmungen. Erstaunt waren wir auch darüber, dass viele Menschen neben Serbisch und Russisch oft auch ein paar Worte Deutsch sprachen. Mit vielen intensiven Eindrücken heimgekehrt, sind wir uns heute schon sicher, dass es eine nächste Friedensfahrt geben wird. Denn dort, wo sich die Völker auf Augenhöhe und Herzensebene persönlich begegnen, haben die Kriegstreiber dieser Welt keine Chance. Deshalb möchten wir jeden Leser dazu ermutigen, bewusst in die Länder zu fahren, die durch Geostrategen verteufelt werden oder einem durch eigene Vorurteile suspekt sind. Ob Sie allein, in Familie oder mit einer Friedensfahrt unterwegs sind, ist egal. Wobei gerade eine bunt zusammengewürfelte Truppe die unvergesslichsten Erfahrungen beschert.

Veit Gähler

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