Herrhausen
Alfred Herrhausen im Jahr 1985. Foto: Von Wolf P. Prange - Historisches Institut der Deutschen Bank, Frankfurt am Main, CC BY-SA 4.0,

Der Herr des Geldes: Die Herrhausen-Story

Hatten die USA die Finger bei der Ermordung des legendären Bankiers mit im Spiel?

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Rund um den Tag der deutschen Einheit strahlt die ARD die vierteilige Mini-Serie „Herrhausen: Der Herr des Geldes“ aus. Man fragt sich beinahe, wieso niemand früher auf die Idee gekommen ist, eine Serie über diese fast schon mythische Figur der bundesdeutschen Wirtschaftsgeschichte sowie der Geschichte der Deutschen Bank zu drehen.

Eine Spur in die USA?

Alfred Herrhausen wurde am 30. November 1989 unter bis heute ungeklärten Umständen Opfer eines Anschlags der geheimnisumwitterten „Dritten Generation“ der RAF, die möglicherweise – so die These von Autoren wie Gerhard Wisnewski und Wolfgang Landgraeber – ein reines Geheimdienstphänomen war. Das Foto des völlig zerstörten und von einer elektronischen Lenkwaffe getroffenen Mercedes-Dienstwagens ragt bis heute als ikonisches Bild aus den 80er Jahren zu uns herüber.

Herrhausen hatte sich nachdrücklich, beispielsweise auf einer Tagung der Weltbank im Jahr 1987, für einen Schuldenerlass für die Länder der Dritten Welt eingesetzt. Man fragt sich also, wieso die RAF ausgerechnet ihn hätte ermorden sollen. Die naheliegende Antwort, die auch in der Serie gegeben wird: Ende der 80er Jahre hatte die RAF schon jegliche strategische Autonomie verloren und war zur knetbaren Masse in den Händen ihrer damaligen Schutzherren geworden. Dazu zählten sowohl das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) der DDR wie auch pälästinensische Terrororganisationen, die tief in den libanesischen Bürgerkrieg verstrickt waren.

Der Treuhand-Präsident und Industriemanager Detlev Karsten Rohwedder wurde im Frühjahr 1991 von der Dritten Generation der RAF ermordet. Auch dieser Fall ist bis heute unaufgeklärt. Foto: Von Bundesarchiv, Bild 183-1990-0821-025 / Lehmann, Thomas / CC-BY-SA 3.0.

Interessanterweise belässt es die Mini-Serie aber nicht bei diesen beiden Spuren. Auch ein hochrangiger Vertreter der US-Finanzindustrie, der in Form der fiktiven Figur des Roger Burwell eingeführt wird und der als ehemaliger Kriegsgefangener den Deutschen nicht gerade wohlgesonnen ist, spielt in dem Mehrteiler eine wichtige Rolle und äußert schon relativ früh ganz offen, dass man Herrhausen doch besser erschießen solle.

Der Wall-Street-Crash 1987

Auch hier hätte es Motive für einen Mord gegeben. Ende der 80er Jahre war die DM so stark, dass sie gerade auch angesichts der fortlaufenden massiven US-Verschuldung fast schon zur neuen Weltleitwährung geworden war.

Das im Februar 1987 in Paris zwischen den Mitgliedern der damaligen G6-Gruppe geschlossene Louvre-Abkommen, in dem sich die Finanzminister auf eine Stützung des Dollars einigten, trug schon Züge eines Feuerwehreinsatzes, um dessen drohenden Kollaps zu verhindern. Doch der selbstbewusste Bundesbankpräsident Karl-Otto Pöhl war ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr dazu bereit, die von Washington geforderten Geldmengenerhöhungen nachzuvollziehen, da er fürchtete, die D-Mark werde zur zweiten Weichwährung neben dem Greenback mutieren.

Im Herbst 1987 setzte er deshalb eine leichte Anhebung der deutschen Zinsen durch. Die FED musste nun nachziehen, um die dringend benötigten Kapitalimporte in die USA nicht abreißen zu lassen – und setzte damit die kaskadenartigen Verkäufe vom 19. Oktober 1987 in Gang, als sich der größte Crash der Wall Street seit 1929 ereignete. Die Vorwürfe und Belehrungen, die der damalige US-Finanzminister James Baker unmittelbar nach dem Crash in Richtung der Bundesbankzentrale losließ, verbat Pöhl sich und ließ den US-Finanzminister wissen, dass ein gigantisches Handelsbilanzdefizit eben nur um den Preis einer wachsenden Inflationsgefahr und steigender Zinsen zu haben sei.

Vertrauter und Emissär Helmut Kohls

In der Serie spielt der Wall-Street-Crash des Jahres 1987 eine wichtige Rolle. Hier wird allerdings nicht Pöhl, sondern Herrhausen als König der deutschen Finanz- und Währungswelt dargestellt, der damit regelrechten Hass bei einem Teil der US-Eliten auslöst.

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Außerdem wird Herrhausen in dem Mehrteiler als einer der wichtigsten Vertrauten des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl gezeichnet, der in dessen Auftrag Milliardenkredite zur Stützung der marktwirtschaftlichen Reformen in der Sowjetunion vermittelt – mit dem klar ausgesprochenen mittelfristigen Ziel, möglicherweise die Mauer zu Fall zu bringen. Herrhausen nimmt dabei in der Serie die Rolle des global denkenden Visionärs ein, während Kohl in einem Telefonat mit dem Bankenchef äußert, ihm gehe es nur um Deutschland.

Herrhausen hatte sich im November 1989 tatsächlich für eine schnelle deutsche Einheit ausgesprochen. Musste er deshalb nur 21 Tage nach dem Mauerfall sterben, ermordet mit einer High-Tech-Laserwaffe, die für die damalige Zeit fast aus einem Science-Fiction-Film zu stammen schien? Oder wurde er getötet, weil in deutschfeindlichen US-Geheimdienst- und Banken-Kreisen eine zu enge Annäherung von Deutschland und der Sowjetunion befürchtet wurde, den beiden stärksten Ländern der eurasischen „Weltinsel“ (Halford Mackinder)? Die sehenswerte Mini-Serie, die in der ARD-Mediathek abrufbar ist, lässt beide Deutungen zu. Hervorzuheben sind noch die schauspielerischen Leistungen von Oliver Masucci als Alfred Herrhausen und Sascha Nathan als Helmut Kohl.

■ Arne Schimmer

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