Dieses Buch sorgt in patriotischen Kreisen für Furore: Jüngst ist die Biografie „Der Panzersprenger von Karl-Marx-Stadt: Josef Kneifel: Die Biografie“ über den Widerstandskämpfer Josef Kneifel erschienen, der 1980 mit einem Sprengstoffanschlag in Chemnitz, damals noch Karl-Marx-Stadt, die DDR-Führung in Rage versetzte. Es folgten Festnahme und Folter, aber auch eine beeindruckende Fortsetzung des politisches Kampfes in der BRD, die Kneifels Hoffnungen auf Freiheit bitter enttäuschten. Diesen spannenden – und kaum bekannten – Teil deutscher Geschichte sollten Sie nicht verpassen. HIER das neue Buch „Der Panzersprenger von Karl-Marx-Stadt: Josef Kneifel: Die Biografie“ von Arne Schimmer bestellen! Mit einem Vorwort von Erik Latz und einem Nachwort von Martin Kohlmann!
„Noch kannst du abhauen, Josef. Geh schnell zurück zum Auto, fahr heim und wirf die Bombe bei der Rückfahrt einfach in den Fluss! Denk an deine Frau, deine Freunde, an das schöne Haus in der Erdbeersiedlung mit der liebevoll zusammengestellten Bibliothek. Dir geht’s doch gut! Und alle anderen machen auch nichts. Warum ausgerechnet Du, Josef?“
Die zweihundert Meter von seinem Trabant zum sowjetischen Panzerdenkmal in Karl-Marx-Stadt werden für den DDR-Dissidenten Josef Kneifel zur gefühlt längsten Strecke, die er je in seinem Leben zurückgelegt hat. Mindestens zehnmal bleibt der Mann am Abend dieses 9. März 1980 stehen, horcht in die Dunkelheit, zögert. Jeder Schritt für den Mann, der schon in der Mitte der 70er Jahre ein erstes Mal in DDR-Haft gesessen hatte, ein Kampf mit sich selbst.
Und das im wahrsten Sinne des Wortes: Die schwere Stahlflasche – elf Kilo selbstgemischtes Schießpulver – scheint mit jedem Meter schwerer zu werden. Hinter den Fenstern der Wohnblöcke läuft „Polizeiruf 110“. Die Straßen sind menschenleer, auch weil der letzte dichte Schneefall des Winters eingesetzt hat.
Zum Sterben bereit
Seine Hand liegt locker am Zünder, bereit, alles sofort zu beenden, falls ihn jemand zu früh entdeckt. Kneifel ist in diesen Momenten bereit zu sterben. Er kann sich ausmalen, was ihn und seinen Komplizen erwartet, falls er in Gefangenschaft geraten sollte. Nach zehn quälenden Minuten steigt Josef Kneifel wieder in seinen Trabant ein.Ihm ist speiübel vor Angst, als die dünne Pappkarosserie unter der gewaltigen Druckwelle erzittert.
Es ist der 9. März 1980, kurz vor 21:40 Uhr, und der selbstgebaute Zünder aus Flachbatterien, drei Glühlampen und einem simplen Wecker hat einwandfrei funktioniert. Die Explosion unter dem sowjetischen T-34-Denkmal schleudert die Anwohner der Dresdner Straße aus ihren Fernsehsesseln. Ein Laufrad der Kette wird herausgerissen und fliegt bis in den Hof der benachbarten Kaserne der Volkspolizei. Fensterscheiben zerspringen, Stahlsplitter fliegen Hunderte von Metern weit.

Ausgerechnet in Karl-Marx-Stadt, der vorbildlich sozialistischen Musterstadt (die heute wieder Chemnitz heißt), explodiert die Bombe. Erich Honeckers persönlicher Wahlkreis, eine der angeblich„rotesten“, weil proletarischsten Städte der DDR.
Eine unfassbare Provokation. Die Sicherheitsbehörden geraten in Panik: Noch in derselben Nacht wird der Panzer notdürftig repariert. Die Handwerker der Stadt werden zusammengetrommelt und reparieren die zu Bruch gegengenen Fensterscheiben im Stadtteil Hilbersdorf.
Der Anschlag fiel komplett aus allem heraus, womit die Stasi gerechnet hatte. Monatelang glaubten die Ermittler, nur eingeschleuste CIA-Agenten könnten die Urheber eines solch komplexen Attentats gewesen sein. Aber auch nach dem Mauerfall erlangte dieser spektakuläre Fall nie die Aufmerksamkeit, die er verdient hätte.
Der vergessene Held
In den großen populärwissenschaftlichen Darstellungen über das letzte Jahrzehnt der DDR, die seit der Jahrtausendwende erschienen, wie Gunnar Deckers „Zwischen den Zeiten: Die späten Jahre der DDR“ oder Ilko-Sascha Kowalczuks „Endspiel: Die Revolution 1989 in der DDR“ wird die hochsymbolische und die späteren Zeitläufte vorwegnehmende Tat Kneifels nicht einmal mehr erwähnt.

Gegner wie Josef Kneifel hatte die DDR nur einmal”. Bild: Privatarchiv Josef Kneifel.
Der Grund dafür liegt auf der Hand, nämlich in der nationalen Symbolik dieser Aktion, die auch in der heutigen Bundesrepublik auf keine Gegenliebe stößt. Selbst der verdiente Nachruhm wird dem todesmutigen Panzersprenger also noch verwehrt. Ausgerechnet das Magazin „Der Spiegel“ stellte im November 1992 in einem zehnseitigen Text fest:
„Einen Gegner wie Josef Kneifel hatte die DDR nur einmal.“
Damit ist wohl tatsächlich eines der möglichen finalen Urteile über den gebürtigen Niederschlesier gesprochen. „Ruhm“ – auch Nachruhm – war freilich eine Kategorie, die diesem Mann wohl nicht wirklich etwas bedeutete. Ihm ging es angesichts des damaligen sowjetischen Einmarschs in Afghanistan um einen absolut gesetzten und gelebten Begriff von Widerstand. Gerade unter diesem Blickwinkel ist die Geschichte des Josef Kneifel auch eine sehr deutsche Geschichte, die Arne Schimmer in dem Buch „Der Panzersprenger von Karl-Marx-Stadt: Josef Kneifel: Die Biografie“ erzählt.
■ Kurt Koriath
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