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Noch vor einem Monat war mit Blick auf die US-Präsidentschaftswahlen eigentlich immer von einem Kopf-an-Kopf-Rennen die Rede gewesen. Doch nun hat der Ex-Präsident gewaltig aufgeholt. Während Donald Trump einen volksnahen Wahlkampf führt und zuletzt als Pommes-Verkäufer bei McDonald`s unterwegs war, ließ sich seine Kontrahentin in einem sündhaft teuren Luxus-Outfit auf dem Cover der „Vogue“ abbilden – und erreicht damit natürlich nur ihre eigene links-„liberale“ Eliten-Blase.
Das schlägt sich mittlerweile auch klar in den Umfragen nieder: Laut der führenden US-Demoskopie-Plattform „RealClearPolitics“ liegt Donald Trump mittlerweile in allen sieben Swing States vorn. Und das, obwohl Kamala Harris im vergangenen Monat 270 Millionen Dollar für Fernsehwerbung ausgab, während Trump sich mit vergleichsweise bescheidenen 78 Millionen Dollar begnügte.
Wettbüros sehen Trump vorne
Mit Blick auf die Bundesebene sehen die Demoskopen Harris zwar noch vorne, was mit Blick auf den Wahlausgang aber nur eine untergeordnete Rolle spielt, da in den USA die Wahlmänner den Präsidenten bestimmen. Diese werden wiederum in den einzelnen US-Bundesstaaten gewählt, wobei fast immer dem Sieger im jeweiligen Bundesstaat alle Wahlmännerstimmen zufallen. Am Ende dreht sich bei US-Wahlen deshalb immer alles um ein bis zwei Dutzend Staaten, die zwischen Demokraten und Republikanern auf der Kippe stehen, also um die sogenannten „Swing States“.
Auch die Wettplattform Polymarket gibt an, dass Trump mit einer Wahrscheinlichkeit von 63,5 Prozent vor Harris liegt, die auf 36,5 Prozent kommt. Polymarket, das Echtzeitwetten zu verschiedenen Themen anbietet, sieht Trump nun nicht nur als Favoriten auf den nationalen Sieg, sondern auch in den sieben entscheidenden Swing States Nevada, Arizona, Georgia, North Carolina, Pennsylvania, Michigan und Wisconsin.
„Verbündete der Sprachlosen und Übergangenen“
Trump macht – wie schon 2016 und 2020 – einmal mehr den deutlich besseren Wahlkampf als sein Kontrahent. „Welt“-Chefredakteur Ulf Poschardt sieht den laufenden US-Wahlkampf schon als „Lehrstück linker Arroganz“ und stellt weiter fest:
„Donald Trump, das schwerreiche Millionärskind, konnte so zum Sprachrohr der einfachen Bevölkerung werden, nun sogar im Doppelpack mit dem reichsten Mann der Welt, Elon Musk. Der amerikanische Elfenbeinturm hält beide für ,deplorablesʽ, weil sie den Linksrutsch der Demokraten nicht bagatellisieren wollen. Das wäre gewissermaßen die rationale Ebene, viel tiefgreifender ist aber die existenzielle Verbundenheit. Trump wie Musk erscheinen in ihrer Exzentrik, ihren Ausrastern und Sottisen, ihren rüden Ausfällen gegen woke Andersdenkende und opportunistische Medien als Verbündete der Sprachlosen und Übergangenen. Statt sich als Demokraten und Linke zu fragen, wie das sein kann (waren das nicht mal die eigenen Wähler?), bleibt von der Harris-Kampagne im Augenblick wenig mehr, als Anti-Trump und Anti-Musk zu sein.“
Kamala Harris könnte als US-amerikanische Variante des SPD-Politikers Martin Schulz enden. Dieser wurde 2017 mit 100 Prozent Zustimung zum Kanzlerkandidaten der SPD gewählt, es folgten mehr als 10.000 Eintritte in die SPD und ein SPD-Höhenflug in den Umfragen. Am Ende erreichte die SPD bei den Bundestagswahlen 2017 mit Martin Schulz als Spitzenkandidat aber nur 20,5 Prozent und damit das schlechteste Ergebnis ihrer Nachkriegsgeschichte. Vom Wähler gewogen und für zu leicht befunden – das könnte nun auch Harris passieren.
■ Antonie Reuter
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